Begegnungen und die Sorge um Caretta Caretta
Der Stellplatz am Meer
Kies unter den Rädern. Ein Rumäne fährt sich fest, trotz 4×4 Antrieb. Unsere Entscheidung nicht näher an das Wasser zu fahren, ist schnell gefällt. Unser Stellplatz wird etwas weiter weg vom Meer sein, aber doch nur einen Steinwurf entfernt.
Stellplatz: N36°41’48.54“ E29°2’14.42“
Hier auf dem Areal befinden sich einige Camper. Manche verweilen nur für ein paar Stunden, einige ein paar Tage, andere bleiben länger. Es ist ein schöner Platz, aufgeräumt. Kein herumliegender Müll, den wir sonst immer und überall vorfinden. Die Besucher grüßen sich und man kommt leicht ins Gespräch.
Ein Camper parkt hinter uns. Blue, ein Hund mit blauen Augen, springt heraus und begrüsst uns freudig. Sein Besitzer stellt sich vor. Wir sind uns auf Anhieb sympathisch und erfahren einige Abenteuerhighlights einer Familie, die bereits seit Jahren mit ihrem Van unterwegs ist und die Reise nach Indien plant.
„Jede Bekanntschaft, jede sympathische Begegnung ist ein Gewinn.“
Ricarda Huch, Schriftstellerin
über dem Meer
Die Sonne steht hoch am Horizont. Wir brüten in der Hitze und nehmen dennoch den kurzen Fussmarsch auf uns. Oben angekommen, geniessen wir eine gigantische Aussicht. Zikaden schwirren umher, wollen uns scheinbar mit ihrer Lautstärke vertreiben und allein sein, an diesem idyllischen Ort.
Sonne, Strand und Meer
Ein Tag am Meer. Die Seele baumeln lassen. Wir bleiben zwei Nächte, mehr als in den vergangenen Tagen. Der eine geht joggen, die andere liest derweil ein Buch und Junior badet im Meer.
Der Strand als Eiablageplatz der Meeresschildkröten
Wir blicken auf den Strand. An einigen Stellen sind Körbe eingelassen. Unter ihnen befinden sich Schildkröteneier. Wir sind erstaunt, dass dieser Strandabschnitt nicht komplett gesperrt ist und sich dort einige Badegäste tummeln.
Wellen erheben sich sanft im Wind und umspülen unsere Beine. Wir tauchen ins Meer, schmecken das Salz auf den Lippen, geniessen die letzten Stunden, bevor die Sonne hinter dem Horizont verschwindet und die Mücken ihr Debut geben. Der nächste Morgen kommt schnell. Wir streicheln Blue noch einmal übers Fell und verabschieden uns.
Ein Umweg zu den Meeresschildkröten
Es zieht uns weiter. Wir erfahren von einer Bucht, die noch nicht von Touristen überlaufen ist. Ein Ort, an dem wir Meeresschildkröten beobachten können. Zwei Stunden Fahrt in die entgegengesetzte Richtung unserer eigentlichen Route? Wieder zurück? Es soll sich lohnen. Nehmen wir den Umweg auf uns?
Nach einer zweistündigen Fahrt, biegen wir in ein kleines Wäldchen. Schritt für Schritt nähern wir uns dem Strand. Die Sonne brennt heiss. Die Schuhe versinken im weichen Sand. Der Müll liegt verstreut. Die Wellen kommen näher, nehmen das ein oder andere Teil mit ins Meer.
Ein dunkler Schatten im Wasser. Ein Stein? Wir schauen genauer hin und sehen die erste Meeresschildkröte.
Unser Weg führt uns weiter. Das Wasser ist klar. Kleine Fischschwärme jagen hin und her. Im Schatten eines Baumes picknicken wir. Wieder am Wasser beobachten wir weitere Caretta Caretta Schildkröten und sind begeistert. Der Umweg hat sich allemal gelohnt. Traurig, dass diese anmutigen Reptilien durch den Massentourismus in ihrer Existenz bedroht sind.
Meeresschildkröten Caretta Caretta
Wir begegneten bereits einigen Landschildkröten. Bei Gefahr ziehen sie ihren Körper in den Panzer zurück. Das können Meeresschildkröten nicht. Ihr Kopf und ihre Flossen sind schutzlos und können von Haien oder Walfischen angegriffen werden. Die Karett Schildkröte ist schnell und hat daher kaum natürliche Feinde. Ganz anders ist die Gefahr, der von den Menschen ausgeht, ihren Booten und ihrem Müll.
Gefahr durch Tourismus
Meeresschildkröten kehren zu den Stränden zurück, an denen sie geboren wurden. Hier legen sie ihre Eier ab. Wo früher unberührte Natur war, tummeln sich heute sonnengebräunte Feriengäste. Hotelanlagen beanspruchen Strände für sich. Sonnenschirme und Liegestühle reihen sich aneinander. Urlauber brausen mit Motorbooten und Jet-Skis durch das Wasser. An den Stränden des Mittelmeeres ist es eng geworden und die Meeresschildkröten legen ihre Eier oft dort ab, wo sich tagsüber Touristen in der Sonne aalen.
Heute existieren weltweit nur noch sieben Meeresschildkrötenarten, von denen ausnahmslos alle auf der Liste der gefährdeten Arten stehen. Eine von ihnen ist die Unechte Karettschildkröte. Die Reptilien gibt es schon seit 95 Millionen Jahren. Menschen jagen die Meeresbewohner seit Jahrhunderten bis heute. Sie sterben in den Fangnetzen der Krabbenfischer, verletzen sich durch Schiffsschrauben und verenden durch weggeworfenem Plastikmüll, den sie mit Quallen verwechseln und fressen.
Die Geburt und die Gefahr durch Lichtsmog für die Jungtiere
Die Geburt der Meeresschildkröten
Die Sonne wärmt den Boden und brütet die Eier aus. Schattenspendende Sonnenschirme haben einen negativen Einfluss auf die Entwicklung der Tiere. Kracks. Die Eierschale bricht. Die jungen Meeresschildkröten krabbeln im Schutz der Dunkelheit aus ihren Nestern. Die heissen Sonnenstrahlen würden sie austrocknen. Die Panzer sind noch recht weich und die Jungtiere sind den natürlichen Feinden ausgeliefert. Es beginnt ein Wettlauf mit der Zeit.
Lichtsmog
Künstliches Licht durch das Blitzlicht eines Fotoapparates, Scheinwerfer oder Strassenlampen täuschen die wehrlosen Schildkröten. Sie kriechen in die falsche Richtung in ihr Verderben. Nur wenige erreichen das Meer und dienen dort auch noch als Fischfutter. Nur eine von 1000 Jungschildkröten wird überleben.
Museum und Auffangstation
Wir besuchen die Auffangstation der Caretta Caretta Meeresschildkröten. Ein junger Mann führt uns von einem Becken zum nächsten, erzählt uns von den Schicksalen der geretteten Tiere und ihre Verletzungen. Es ist wichtig, sich der Verantwortung gegenüber der Umwelt bewusst zu werden. Dieses Museum bietet eine Plattform und klärt auf, welche Auswirkungen unser Lebensstil hat und der Plastikmüll in den Weltmeeren. Wir spenden einen Betrag, der für die Rettung der Meeresschildkröten verwendet wird. Aber dies ist nur ein Tropfen in einem endlosen weiten Ozean.