Musik liegt in der Luft
«Die drei großen elementaren Klänge der Natur sind das Geräusch des Regens, das Geräusch des Windes im Wald und das Geräusch des Meeres draußen am Strand.»
Henry Beston.
Am Meer
Es ist später Nachmittag, als wir unseren Übernachtungsplatz erreichen.
Die Sonne erreicht langsam den Horizont, wo sich Meer und Himmel treffen. Die Umgebung taucht in magisches Licht. Noch ist die Stille greifbar. Wir hören nur das sanfte Geräusch der Wellen.
schlaflose Nacht
Es ist Heiligabend. Ruhe und Besinnlichkeit hüllen uns ein, wie ein Kokon. Nur wir. Glücklich und dankbar für die gemeinsame Zeit und all die schönen Momente des Tages. Sie begleiten uns bis in die Welt der Träume. Zumindest bis wir geweckt werden. Der Beat der Musik hämmert durch die Nacht. In der Nähe tanzen Erdenbürger, feiern das Wochenende, Weihnachten oder einfach nur ihr Leben. Wir werden vom Lärm aus dem Schlaf gerissen. In den frühen Morgenstunden kehrt die Stille wieder ein. Wir tauchen noch einmal in das Traumland, wie eine Biene, die den süßen Nektar der Blume probierte und tiefer hineinkriecht, um noch mehr zu kosten.
Der Morgen erwacht
Die Sonne strahlt in jede einzelne Körperzelle. Das Blau leuchtet über uns und wir atmen tief bis in die Spitzen der Lungenflügel, nehmen die Weite in uns auf. Wir sind eins mit der Gegenwart. Es gibt in diesem Moment keine Zeit davor und keine danach.
Daniel schlägt die Handpan auf seinem Schoss sanft mit dem Finger. Die Frequenz der Klänge lässt uns harmonisch in den neuen Tag starten. Eine Leichtigkeit strömt über unsere Blutbahn und erreicht jeden Winkel unseres Körpers.
Alles um uns herum ist Energie und schwingt in einer bestimmten Frequenz. Musik hören wir, spüren ihre Schwingungen. Letzte Nacht dröhnte der Bass. Der Geist war in Aufruhr. Der Körper bleiern vor Müdigkeit.
Unser Junior Leseratte ist wie ich, hineingefallen in die Geschichte seines Buches.
„Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne.“
Jean Paul
Aufbruchstimmung
Wir blicken über das Meer. Ein gemeinsamer Gedanke, den es nicht auszusprechen braucht. Die Sachen sind schnell ins Wohnmobil geräumt. Auf geht’s.
Peñíscola
Im Norden der Autonomen Region Valencia liegt die Gemeinde Peñíscola. Die Altstadt des Küstenstädtchens ragt imposant über dem Meer empor. Wir sehen die alte Burg der Templer, die auf den Ruinen einer maurischen Festung gebaut wurde. Der 64 Meter hohe Fels war ursprünglich nur mit einer schmalen Sandbank mit dem Festland verbunden, welche früher bei Sturm von dem Meer weggespült wurde. Das Zentrum der Stadt ist die Zitadelle aus dem 14. Jahrhundert.
Erkundungstour
Wir blicken zum Felsen, der über dem Meer aufragt und verlieren uns in den schmalen Gassen der Altstadt. Souvenirläden und Restaurants säumen den Weg. Viele Türen sind geschlossen. Nur wenige Besucher sind mit uns hier. Das Gedränge der zahlreichen Urlauber in den Sommermonaten ist kaum vorstellbar. Heute fühlt sich der Ort an wie ausgestorben.
Die Festung der Tempelritter mit ihren Zinnen lässt uns einen Blick in die Vergangenheit werfen. Sie dominiert den höchsten Punkt der Halbinsel. Wir blicken über das Mittelmeer und die Küste.
Durch die Altstadt
Costa del Azahar
Die Küste der Orangenblüten zieht sich nördlich der Hafenstadt Valencia am Mittelmeer entlang. Im Hinterland fügen sich Orangenbaumhaine in die Naturlandschaft ein. Zurzeit hängen die reifen Orangen wie Weihnachtskugeln an den immergrünen Bäumen. Schon die Mauren verliebten sich in die weissen Blüten und aromatisierten nicht nur ihre Gebäude mit ihnen.
Der Duft der Orangenblüte wird bis heute als Aufguss und Destillat eingefangen. In der traditionellen Naturheilkunde werden Orangenblüten bis heute unter anderem als Beruhigungsmittel eingesetzt.
Faro de Peñíscola
In der Altstadt an dem Schloss Papa Luna gelegen, steht ein achteckiger elf Meter hoher Turm. Sein rotierendes Licht strahlt in die Dunkelheit der Nacht. Ein Symbol für Orientierung. Das Licht, mit einer beeindruckenden Reichweite von 23 Seemeilen, weist den Seefahrern in schwierigen Fahrwassern den Weg.
Castillo del Papa Luna
Tempelritter erbauten auf dem Felsen eine Festung. Sie waren Mitglieder des Tempelordens, eine militärische Eliteeinheit während der Kreuzzüge unter der Leitung des Papstes.
Tempelritter
Papst Clemens V löste den Tempelritterorden 1312 unter dem Druck des französischen Königs Philipp IV auf. Die Tempelritter verschwanden und wurden zur Legende.
Papa Luna
Benedikt XIII schlug an diesem Ort ein neues Kapitel auf und verwandelte die Festung in einen päpstlichen Stuhl. Er führte einen beharrlichen Kampf gegen seine Feinde und weigerte sich seine Position als Papst aufzugeben. Die imposanten Mauern erzählen seine Geschichte. Sie waren Zuflucht eines Mannes, der Bücher liebte und eine beeindruckende Bibliothek besaß.
Peñíscola
Das Kleinod kann uns nicht über die touristischen Ecken hinwegtäuschen, die hier im Kontrast zur Altstadt stehen. Das Meer verteilt sich zwischen der steinig abfallenden Küste und den ausgedehnten Sandstränden, die bei Besuchern in der Hochsaison sehr beliebt sind.
Dennoch ist Peñíscola ein schönes Fleckchen, zumindest für uns in der Nebensaison. Ein Juwel, welches auch als Schauplatz für die 6. Staffel der US-amerikanische Fantasy-Fernsehserie Games of Thrones auserwählt wurde.