Sélestad im Elsass

Sélestad im Elsass

Legende um den Namen der Stadt

Eine weitere Perle im Elsass ist Sélestad. Wir folgen den Fussabdrücken eines Löwen und denen des Riesen Sletto. Der Legende nach gründete er Schlettstadt und gab ihm den Namen. Sein Gefährte auf vier Pfoten ziert das Stadtwappen. Er ist das Wahrzeichen der Staufer, die der Stadt im Mittelalter zur Blüte verhalfen. 

Auf Erkundungstour durch die Stadt

Wir gehen zur Touristeninformation, die einst im Gebäude der Johanniter Komturei untergebracht war, der ersten Station unseres Rundweges. Im Treppenturm soll sich eine schwindelerregende Treppe befinden, die ihresgleichen sucht.

Ursprünglich waren die Johanniter der Krankenpflege zugewandt. Mit Beginn der Kreuzzüge erhielt der Johanniterorden den Rang eines geistlichen Ritterordens, die Adlige in der Kunst der Kriegsführung unterrichtete.

Heute existiert von dem weitläufigen Komplex der Johanniter Komturei nur noch das Domizil des Ordensleiters und der Ritterhof. Anstelle des Parkplatzes erhob sich früher die Kirche.

Der Gerichtshof

Als das Elsass dem Deutschen Kaiserreich zufiel, entstand ein typisches Viertel mit bedeutenden Gebäuden aus der Zeit nach 1870, wie der Gerichtshof und die Grundschule.

In den Fensterstürzen des Gerichthofes sind Masken gemeisselt. Die Gerechtigkeit kann jederzeit hinter die Fassade des Menschen blicken und das wahre Gesicht erkennen. Die Masken waren eine Anspielung und Warnung.

Die Städtische Badeanstalt

An der Fassade der Städtischen Badeanstalt thront Neptun, der Gott der fliessenden Gewässer und Quellen. Robben, Fische und Schwäne verzieren das Gebäude. Die Städtische Badeanstalt öffnete ihre Tore 1928 und wurde Anfang der Neunziger endgültig geschlossen.

Evangelische Kirche

Franziskanermönche erbauten einst die Kirche. Das Gebäude diente nach der Vertreibung zu Zeiten der Französischen Revolution als Pferdestall und Kornspeicher. Das baufällige Kirchenschiff lässt der Stadtrat Ende des 19. Jahrhunderts abreissen. Der Chor bleibt erhalten und wird der evangelischen Kirchengemeinde zugesprochen.

Das Rathaus

Das Rathaus erinnert mit seinen Säulen am Eingang an einen griechischen Tempel. Es ist eines der wenigen neoklassizistischen Bauwerken der Stadt.

Die Legende um die Heilige Barbara

Das Zeughaus der St. Barbara ist ein imposantes Gebäude mit auffallender Treppengiebelfassade. Es diente als Warenlager, später als Waffenarsenal. Ende des 19. Jahrhunderts begannen Umbauarbeiten unter dem Stadtbaumeister Hans Jakob Alexander. Die Figur der Heiligen Barbara am Eckpfeiler des Gebäudes ist an ihrer Krone erkennbar und dem dreifenstrigen Turm als Symbol für die heilige Dreifaltigkeit.

Es ranken sich viele Legenden um die Heilige Barbara. Eine erzählt, dass sie in Nikomedia, dem heutigen Izmit in der Türkei lebte. Auch in Sélestad ranken sich Geschichten um die bekannte Heilige und Schutzpatronin der Bergleute und der Feuerwehr.

Remparts Vauben – die Stadtmauer

Nach der Zerstörung der mittelalterlichen Umwallung im Jahr 1673 erfolgte die letzte Neubefestigung nach Plänen Vaubans. Für die Durchführung war Jacques Tarade beauftragt. Er leitete für Ludwig XIV von 1690 bis 1720 sämtliche Festungsarbeiten im Elsass. Die Einfriedung bildete ein neunseitiges Polygon mit drei Toren.

In das Mauerwerk sind 310 Tafeln eingelassen mit Worten, die zum Träumen einladen. Als das Werk des Künstlers Sarkis 1993 entstand, umfasste Sélestad genau 310 Strassen.

Das Strassburger Tor

Von den drei Toren der Vauban-Befestigung ist einzig das Straßburger Tor erhalten. Wie bei allen Stadttoren aus jener Zeit ist auch hier die stadtabgewandte Seite besonders reich verziert.

Unterwegs im Gerberviertel

Wir sind im historischen Gerberviertel. Gerber siedelten ausserhalb des Stadtkerns. Ihr Beruf war verbunden mit Schmutz und Gestank. Die Kanalrinne ist abgedeckt. Der Fluss Ill plätschert unsichtbar unter unseren Füssen.

Die typischen Häuser der Gerber zeigen schmale hohe Giebel und ein steiles Dach. Die Felle wurden mehrmals gewaschen, abgeschabt, gegerbt und zum Trocknen im Dachstuhl aufgehangen.

Um den schmalen Durchgang rankt sich eine Legende. Ein Stadtthier soll hier gehaust haben. Eine kleine Kapelle in der Aussenwandnische des Hauses, soll das Unheil abgewendet haben.

Der Hexenturm

Der Hexenturm ist ein Überbleibsel der ersten mittelalterlichen Stadtmauer. Im 17. Jahrhundert wurden die Eingangstüren zugemauert. Das Gebäude diente als Gefängnis für Frauen, die im Bund mit dem Teufel waren.

Klosterkirche und ihre Geheimnisse

Eines der ältesten Gebäude der Stadt ist die Klosterkirche. Beim Betreten der schmalen Vorhalle erkennen wir in den Steinen die Umrisse eines Ritters mit Schild und Ross. Das Alter und die Bedeutung der Zeichnung ist ungewiss.

Restaurierungsarbeiten entdeckten eine verborgene Kirchenkrypta und eine Totenmaske aus gelöschtem Kalk. Die Büste wird als schöne Ungekannte von Schlettstadt bezeichnet. Ist es Hildegard von Büren, die Urgroßmutter von Kaiser Friedrich Barbarossa?

Die Humanistische Bibliothek

In der früheren Kornhalle der Stadt ist die Humanistische Bibliothek untergebracht. Werke aus dem 15. und 16. Jahrhundert sind hier zu finden. Sie sind von unschätzbarem Wert. Der Bücherbestand geht zurück auf den berühmten Sohn der Stadt Beatus Rhenanus. Die UNESCO erhob die Sammlung zum Weltkulturerbe.

Brotmuseum und Gaumenfreuden

Nur wenige Schritte entfernt, duftet es nach frischgebackenem Brot. Unsere Nase führt uns direkt in das Maison du Pain. Die Museumtour entführt in die Geschichte des Brotes von der Weizenähre, zu den ersten Mehlsorten und Legenden von Brezel und Kougelhopf. Die Leckereien werden vor Ort produziert und gebacken. Einen genussvollen Moment verweilen wir und geniessen diese Gaumenfreude.

Weitere Highlights der Stadt

Sélestad (dt.Schlettstadt) schliessen wir ins Herz. Es verbergen sich einige Geheimnisse und Legenden um diese Stadt, die nicht so touristisch geprägt ist wie Colmar. In der Renaissance blühte das Fischerdorf zum Zentrum des Humanismus auf. Studenten aus ganz Europa reisten nach Sélestad. Das älteste noch erhaltene Buch des Elsass ist hier in der Bibliothek zu finden. Die Stadt gilt als Geburtsort des Weihnachtsbaums. Seine erste Erwähnung geht auf das Jahr 1521 zurück. Eine besondere Atmosphäre soll Sélestad um die Weihnachtszeit umgeben. Nicht nur ein Grund, um zurückzukehren.

Über uns kreisen Störche, als wir uns von der Stadt verabschieden und zu einem beschaulichen Übernachtungsplatz fahren.

Stellplatz

Ideal für eine geruhsame Nacht, für Wanderungen oder Fledermausbeobachtungen…

N 48° 15′ 27.28″ E 7° 22′ 53.12″

N 48° 3′ 25.36″ E 7°28′ 43.44″

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