Nemrut Dağı
Wir möchten den heiligen Berg besuchen. Nichts ahnend, welche Strassenverhältnisse auf uns warten. Kappadokien liegt hinter uns. Im Herzen bewahren wir die Bilder, nehmen sie mit auf unseren Weg durch die Türkei.
Eine zweispurige Strasse. Streckenabschnitte ohne Verkehr. Zwischenzeitlich kein Auto weit und breit. Bei höherem Verkehrsaufkommen in der Nähe der Städte, ist eine Spur oft abgesperrt, Verkehrskontrollen finden statt. Auch das Militär sehen wir. Richtung Syrien nimmt diese Präsenz immer weiter zu. Aber dazu später mehr.
Die Landschaft wird karger. Steinerne Hügel. Hier und da eine Schafherde oder Kühe auf einer Wiese neben der Strasse. Am Fusse das saftige Gras an einem sich windenden Bach.
Wir spazieren am Şuğul Vadisi
Anreise Nemrut Dağı
Serpentinen schlängeln sich die Berge hinauf und hinunter. Unbefestigte Strassen mit knietiefen Schlaglöchern. Ein paar Häuser. Minarette. Wir hören den Gebetsruf.
Ein beladener Esel trottet den Weg entlang. Ein Hirte, der seine Kühe an unserem Auto vorbeiführt. Es scheint, als fahren wir in der Zeit zurück.
Unser Ziel ist heute die höchste Erhebung des nördlichen Mesopotamiens. UNESCO Weltkulturerbe. Eine Geröllaufschüttung mit Grabanlage und heilige Stätte.
Stellplatz am heiligen Berg
Stellplatz-Koordinaten:
N37°58’13.67″ E38°43’38.83″
Die Dämmerung bricht herein. Die letzten Kilometer sind gut mit Pflastersteinen ausgebaut. Der Weg gabelt sich. Ein Türke wedelt mit den Händen und erklärt uns, dass Nemrut geschlossen sei. Wir sollen auf seinem Parkplatz übernachten und in seinem Restaurant einkehren. Wir schauen uns an, schütteln kurz den Kopf und fahren Richtung heiliger Berg. Oben angekommen, lotst uns ein freundlicher junger Mann zu einem Platz, an dem wir kostenlos übernachten können. Das Café ist 24 Stunden offen. Wir gönnen uns ein Abendessen und fragen uns, wie viele auf den Trick hereingefallen sind. Mit uns steht nur noch ein Auto auf dem riesigen Areal. Das Café nahezu leer. Umso glücklicher der Koch, der nach Entgegennahme der Bestellung gleich in die Küche eilt.
Grabhügel des Herrschers Aniochos
Am nächsten Morgen besuchen wir den Grabhügel Aniochos mit seinen Götterstatuen. Stufe für Stufe erklimmen wir den Berg. Die Aussicht gigantisch. Stille umgibt uns. Niemand hier. Kein Geplapper anderer Touristen. Besucher kommen meist am frühen Morgen, wenn die ersten Sonnenstrahlen die Kultstätte an der Ostseite in magisches Licht tauchen oder bei Sonnenuntergang.
Oben angekommen, betrachten wir die Steine. Wolken ziehen auf. Der Wind fegt über unsere Köpfe und wispert eine Geschichte einer längst vergangenen Zeit.
Geschichte Antiochos
Der Herrscher Antiochos wählte 50 v.Chr. den 2150 Meter hohen Nemrut Dağı als seine letzte Ruhestätte. Ein Grabmal, das für immer Bestand haben sollte und seine Macht demonstrieren.
Auf den Terrassen liess Antiochos über 8 Meter hohe Götterstatuen aufstellen. Antiochos, Zeus, Apollon, Herkules werden von beiden Seiten von je einem Adler und einem Löwen flankiert. Der griechische und persische Stil vereinigen sich in diesen Steinen.
Antiochos, Herrscher über Kommagene liess sich als Gott verehren. Auf dem Nemrut Dağı im Taurusgebirge errichtete er eine Kultstätte über den Euphrat. Sein Heiligtum wurde nie fertiggestellt. Dies geht aus Inschriften über das Vorhaben weiterer geplanter Statuen auf der Nordterrasse des Berges hervor. Die eigentliche Grabkammer des Herrschers blieb bis heute unentdeckt.
Euphrat und Tigris
Das Zweistromland, Mesopotamien, wird auch als der «Garten Eden» bezeichnet. Der Euphrat hat eine grosse Bedeutung, auch in der Bibel. Er ist der längste Fluss der Türkei und bildet mit seinem Bruder Tigris das Zweistromland. Beide Flüsse waren von besonderer Bedeutung zu Zeiten der mesopotamischen Hochkulturen für die Wasserversorgung des Landes und sind es heute noch.
Das Wasser – eine der wertvollsten Ressourcen.
Die beiden mächtigen Flüsse des Zweistromlandes, Tigris und Euphrat entspringen in der Türkei, fliessen durch Syrien und Irak. Seit Jahren herrscht ein Streit zwischen den drei Staaten. Der Euphrat von viel grösserer Bedeutung, als sein Bruder Tigris. Der Irak beschwert sich über den mangelnden Zufluss. Wassermangel durch die Politik der Türkei. Viele Staudämme zur Energiegewinnung wurden errichtet. Bewässerungskanäle durchziehen die trockene Steppenlandschaft und verwandeln diese in fruchtbare Böden. Die Niederschlagsmenge geht zurück. Es scheint nicht genug Wasser zu geben für Syrien und vor allem für den Irak.