Kappadokien und mehr

Kappadokien und mehr

Wir fahren über den Bosporus auf die asiatische Seite, hinaus aus Istanbul. Die türkischen Autofahrer verhalten sich nicht so regelkonform, wie wir es kennen. Eine rote Ampel bedeutet für die Einheimischen nicht unbedingt STOPP. Dies gilt auch für Fussgänger, die in der Zwei-Kontinenten-Metropole gefühlt gefährlich leben. Immer wieder hörten wir in Istanbul das Konzert hupender Autos und sehen Auffahrunfälle. Ausserhalb der Stadt fahren wir entspannter. Der Verkehr hält sich in Grenzen.

Unser Weg führt uns Richtung Ankara. Vor uns schwenkt ein Auto aus, fährt über den nicht asphaltierten Randstreifen, um die rote Ampel herum und gibt Gas. Wieder einer dieser Momente, die bei uns Kopfschütteln verursacht. Warum Schilder mit Geschwindigkeitsbegrenzungen aufgestellt werden, ist uns schleierhaft. Es hält sich niemand daran.

Anatolien

Der Begriff Anatolien stammt aus dem Altgriechischen und bezeichnete alle Provinzen, die östlich vom antiken Athen liegen.

Wir fahren an der Hauptstadt Ankara vorbei. Um uns herum Steppenlandschaft. Der Wind bläst stark über das flache Land mit spärlicher Vegetation. Salzspuren auf der Strasse vom Tuz Gölü, der mit seiner Gesamtfläche von 1500 Quadratkilometer unübersehbar ist.

Tuz Gölü, der große Salzsee

Wir biegen ab, ruckeln über eine Holperpiste, zu einem Industriegelände. Vorbei an wartenden LKWs. Ein Wachmann gibt uns Anweisungen, das Gelände nicht zu fotografieren oder zu übernachten. Die industrielle Salzgewinnung interessiert uns weniger. Er akzeptiert unseren Wunsch kurz an den Tuz Gölü zu fahren und winkt uns durch.

Salzkristalle, Schildkröten und Urzeitkrebse

Eine Schildkröte wandert gemächlich über den Weg. Wir halten und schauen so weit das Auge reicht. Vor uns breitet sich eine weisse Fläche aus. Salzkristalle glitzern in der Sonne. Wind fegt heftig über unser Köpfe. Keine Drohnenaufnahmen möglich. Schade.

Die salzhaltige Luft schlägt sich auf unserer Haut nieder. Es knirscht unter unseren Schuhen. Wir schauen ins Nichts.

Urzeitkrebse, 195 Millionen Jahre alt, sollen an diesem See vorkommen und gelegentlich Flamingos anziehen. Unglaublich. Hätten wir gedacht, Urzeitkrebse hier anzutreffen? Vielleicht. Eine Schildkröte? Nicht wirklich.

Kappadokien

Wir befinden uns in Kappadokien – auf der Halbinsel Anatolien, der Brücke zwischen Asien und Europa.

Stellplatz-Koordinaten: N38°38’48.02″ E34°51’28.21″

Es dämmert, als wir unseren Stellplatz erreichen. Um uns herum bizarre Tuffsteinformationen. Dunkle Wolken schieben sich zusammen und erste Regentropfen fallen schwer auf unser Wohnmobil. Wir schlafen friedlich und werden in der Dämmerung durch Geräusche geweckt. Ein Zischen aus dem Gasbrenner. Leuchtendes Feuer.

Nichts erinnert an das Gewitter letzte Nacht. Heissluftballons schweben in den Sonnenaufgang. Ein Erlebnis, wie in Tausendundeiner Nacht. Andächtig schaukeln sie am Wohnmobil vorbei, als wollten sie uns einladen, aufzuspringen und mitzufliegen.

Wandern zwischen den Felsnadeln

Die Sonne ist weitergezogen. Nur noch wenige Heissluftballons tanzen am Himmel entlang.

Wir satteln unsere Rucksäcke und wandern los, zwischen Felsnadeln entlang. Durch den unterschiedlichen Mineraliengehalt schimmern die Gesteine im Sonnenlicht in den unterschiedlichsten Farben.

Entstehungsgeschichte

Die Landschaft ist geprägt von Tuffgestein unterschiedlicher Härte. Die Monolithe haben unterschiedliche Formen und recken sich wie stumme Wachposten in den Himmel.

Das Tuffgestein entstand vor Jahrmillionen. Durch Ausbrüche der beiden Vulkane entstand harter Basalt und weicher Kalktuff aus verdichteter Vulkanasche. Durch natürliche Erosionen bildeten sich tiefe Schluchten. Es blieben monolithische Felskegel stehen, in denen Menschen Unterschlupf fanden. Die Höhlenbewohner Kappadokiens.

Höhlenwohnungen im Tuffgestein

Der berühmte Handelsweg zwischen dem Römischen Reich und China, die Seidenstrasse, führte durch Kappadokien und beeinflusste die Höhlenbewohner, auch in ihrem religiösen Glauben. Die in Stein gehauenen Wohnungen passten gut zum gepredigten asketischen Lebensstil. Über dreihundert Kirchen wurden in den Fels gehauen.

Christen zogen sich in die Einsamkeit der Tufflandschaft zurück. Im Laufe der Jahrhunderte siedelten sich immer grössere christliche Gruppen an und bildeten klösterliche Gemeinschaften. Als im vierten Jahrhundert die Isaurier, später die Hunnen, Perser und Araber nach Kappadokien kamen, begann der Ausbau ganzer Städte. Die Christen versteckten sich in ober- und unterirdischen Bauten vor den Angreifern.

Der byzantinische Kaiser wurde in der Schlacht 1071 besiegt und das Ende des byzantinischen Reiches eingeläutet. Es kam zur Abwanderung der Christen. Später übernahmen Bauern die Bauten im Fels und gestalteten sie zu ihren Bedürfnissen um.

In manchen Regionen werden einige Höhlen noch heute als Wohnräume genutzt, meist in Verbindung mit angebauten Häusern.

Göreme

Im Zentrum des Historischen Nationalpark Göreme liegt die Stadt Göreme. Sie ist bekannt für seine Höhlenarchitektur und Tuffsteinformationen.

Wir schlendern durch die Stadt, vorbei an Verkaufsständen für Touristen. Der Hunger treibt uns in ein Restaurant und wir lassen uns die typisch türkischen Speisen schmecken.

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