Abenteuer Russland

Abenteuer Russland

Grenzübertritt Estland – Russland

Endlich in Russland! Der Grenzübertritt war eine Geduldsprobe… An der estnischen Grenze hieß es warten, weil es auf russischer Seite Verzögerungen gibt. Niemand kann uns sagen, wie lang. Kein Schlaf, immer mit einem Ohr am Handy für die entscheidende ankommende SMS, ob wir uns zur Grenze begeben dürfen. Nach über 24 Stunden wird es hektisch… Wir passieren die Passkontrolle für die Ausreise aus Estland und reihen uns ein hinter einer roten Ampel. Wieder warten. Es wird Nacht. Uns fallen die Augen zu und halten sie trotzdem offen – jederzeit kann die Ampel auf grün umschalten. Zwischenzeitlich dürfen auf der Nebenspur LKWs oder Reisebusse fahren. Kurz vor 4:00 Uhr wird es grün. Das erste Auto brettert los, das zweite, das dritte. Vor uns schläft der Fahrer. Wir quetschen uns rechts zwischen ihm und dem nebenstehenden LKW hindurch und passieren die Ampel bei rot 🚦🤷‍♂️. Nach 500 Meter stehen wir wieder und warten vor der nächsten Ampel im Niemandsland. Zwischenzeitlich darf das ein oder andere Auto, LKW oder Reisebus passieren…

Endlich auch wir.

Am ersten Checkpoint sind wir gegen 08:00 Uhr und erhalten eine grüne Karte auf der die Anzahl der Reisenden steht. Nächste Station mit Passkontrolle und Migrationskarte ausfüllen. Wir werden zum Interview geladen, die Pässe eingezogen. Wir warten in der Wartehalle mit anderen. Sie füllt sich u.a. mit Passagieren von Reisebussen und leert sich zunehmend. Füllt sich und leert sich, während wir warten. Unsere Nerven zum Zerreisen gespannt😬Fragen nach, ob sie uns vergessen hätten, denken über Abbruch der Reise nach. Wir sind müde und hungrig, fühlen uns ausgelaugt, können den Raum nicht verlassen, starren auf die Tür und hoffen, dass uns der Beamte Einlass gewährt…

Nach dem Gespräch und Handykontrolle auf rudimentären Englisch, den Russisch-Translator lehnen die beiden Beamten ab, warten wir wieder bis uns der Pass zurückgegeben wird. Auf zum nächsten Checkpoint. Die Beamtin ist mit uns überfordert, sucht nach einem Formular ohne kyrillischer Schrift…

Anmeldung zur Inspektion des Wohnmobils, Abgabe des Passes, Autopapiere und die ausgefüllten Dokumente… Wieder warten bis sich ein Beamter zu uns gesellt…

Auto komplett leerräumen, Taschen werden wie beim Flughafen durchleuchtet. Unser Womo muss zum Röntgen. Wieder warten.

Gegen 17:00 Uhr dürfen wir unsere Sachen wieder einräumen. Pass und Fahrzeugschein liegen irgendwo bei irgendwem. Wir kommen nicht weiter.

Nach weiteren zwei Stunden geben wir beim letzten Checkpoint die grüne Karte (vom 1. Checkpoint) wieder ab. Der Schlagbaum geht auf. Erleichterung. Wir sind in Russland, ohne Geld und Internet mit Hunger und Schlafmangel. Der Grenzübertritt war eine Tortur, die seines gleichen sucht🤯

Monument bei Wolokolamsk

Etwa 230 km westlich von Moskau thront die 25 Meter hohe Soldatenstatue der Gedenkstätte Rschew auf einem Hügel. Auf dem Areal wird die Melodie des berühmten Lied “Kraniche” gespielt Demütig spazieren wir zum “Denkmal für den sowjetischen Soldaten”. Ein beeindruckendes Monument, das den Opfern des Zweiten Weltkrieges gedenkt. Der Blick der Statue wirkt nachdenklich. Anstelle der Beine fliegen Kraniche Wir verweilen, halten inne, denken nach über die Schlacht von Rschew, die neben Stalingrad zu den brutalsten Schauplätzen des Zweiten Weltkrieges zählt. Die Namen der unzähligen Opfer sind in den Monumenttafeln verewigt. Die Melodie “Kraniche” begleitet uns. Traurig gehen wir zurück zum Wohnmobil und fahren weiter, suchen einen Stellplatz für die Nacht. Im Zentrum der Stadt Wolokolamsk sind wir auf einer Anhöhe fündig geworden. Das Kultur- und Geschichtsdenkmal in unmittelbarer Nähe, ein architektonisches Ensemble des Wolokolamser Kreml.

Rostow

Rostow, eine malerische Stadt in der Oblast Jaroslawl, ist ein wahres Juwel der russischen Geschichte und Kultur. Bekannt für ihre gut erhaltenen historischen Gebäude und ihre schöne Lage am Ufer des Nero-Sees, zieht Rostow Besucher aus der ganzen Welt an. Besonders beeindruckend ist der Rostower Kreml, ein architektonisches Meisterwerk, das den historischen Reichtum der Stadt widerspiegelt.

Der Rostower Kreml: Ein Blick in die Vergangenheit

Der Rostower Kreml, auch als „Rostowsky Kreml“ bekannt, ist eine der ältesten und am besten erhaltenen Festungsanlagen Russlands. Er wurde im 17. Jahrhundert erbaut und beeindruckt mit seinen majestätischen Türmen und Zinnen, die in den Himmel ragen. Bei einem Besuch des Kremls kann man durch die historischen Mauern schlendern, die prunkvollen Kirchen besichtigen und die faszinierende Geschichte der Region hautnah erleben. Besonders hervorzuheben sind die prächtigen Fresken und die kunstvollen Ikonen, die in den Kirchen des Kremls zu finden sind.

Susdal

Uns begegnet Susdal als Kleinstadt ohne Plattenbauten oder Fabriken. Der Bau von Häusern mit mehr als zwei Stockwerken ist offiziell sogar verboten. Da der Ort nicht an der Bahnlinie Moskau – Nischni Novgorod liegt, wurde sie vom technischen Fortschritt abgehängt und auch nach der Oktoberrevolution von mutwilliger Zerstörung verschont. Susdal strahlt im vorrevolutionärem Flair und feiert dieses Jahr sein 1000-jähriges Jubiläum!

Susdal gehört zu den schönsten Städten des “Goldenen Rings” und auch uns beeindruckt die Stadt. Eine Vielzahl historischer Bauten, wie die ‘Weißen Monumente” (UNESCO Weltkulturerbe) finden Besucher auf kleinsten Raum.

Wir schlendern am Ufer des Flußes Kamenka entlang. Die blauen Türme der mächtigen Maria-Geburts-Kathedrale aus dem 13. Jahrhundert ist mit weißen Sternen geschmückt und ein guter Orientierungspunkt.

Unser Weg zurück führt uns nicht mehr entlang touristischer Pfade und wir entdecken wundervoll verzierte traditionelle Häuser aus Holz, die Izbas. Seit der Epoche der Alten Rus bis ins 20. Jahrhundert war diese Holzarchitektur für die einfache Bevölkerungsschicht auf dem Land vorherrschend.

Susdal lebt vom Tourismus. Ein kleines herausgeputztes Städtchen. Für uns eine Reise wert!

Kasan

Wir sind in Kasan. Die Sonne schaut vorbei und wir erkunden trockenen Fußes die Hauptstadt der Tartarischen Republik. Alte historische Bezirke folgen auf moderne Viertel, ruhige Uferpromenaden auf belebte Touristenstraßen.

Vorbei an Wohnsiedlungen, triste Plattenbauten und der majestätischen Wolga, öffnet sich vor uns das Zentrum mit seinem Kreml, dessen Bau von Ivan dem Schrecklichen 1552 nach seiner Eroberung der Stadt in Auftrag gegeben wurde. Hinter der Befestigungsanlage ragen die Kul-Scharif Moschee und die Mariä Verkündung Kathedrale empor. Zwei imposante Gebäude als Symbol für Gleichberechtigung der muslimischen und christlichen Religion, die seit Jahrhunderten in Kasan friedlich coexistieren.

Wir schlendern durch die Stadt, den Millennium-Park und betrachten die beeindruckenden Gebäude.

Der “Tempel aller Religionen” liegt etwas abseits. Er ist überdimensional, eine bunte Komposition verschiedener Baustile einzelner Religionen, die zu einer Einheit verschmelzen mit dem Gedanken, dass alle Religionen gleichgestellt sind. Am Gebäude wird seit 1992 gebaut.

Am Abend geht es zur Stellplatz-Suche. Am Wolga-Ufer war der Untergrund sehr sandig und das Areal leider sehr vermüllt, was uns veranlasste, weiter zu suchen. Vorbei an renovierungsbedürftigen Holzhäusern und Villen, fanden wir in einem Wohngebiet doch noch ein Plätzchen an der Wolga😊

Jekaterinburg

Wir besuchen die erste russische Stadt auf asiatischer Seite. Jekaterinburg wurde 1723 mit dem Bau einer Fabrik für die Eisengewinnung gegründet. Den Namen trägt die Stadt zu Ehren der Frau von Peter dem Großen, Katharina I.

Jekaterinburg sollte die wachsenden Bedürfnisse des russischen Militärs und der Industrie decken. Die Stadt entwickelte sich schnell zu einem Zentrum der Metallverarbeitung und ist heute eine Metropole.

Wir erhaschen einen begehrten Parkplatz an der Uferseite und blicken auf die Skyline mit glitzernden Häuser, deren Dächer an den tief hängenden Wolken kratzen und das Sewastjanow Haus – ein Palast in türkis, von dem wir unseren Blick nicht abwenden können.

Die viertgrößte Stadt Russlands zeigt sich uns mit charmanten Flair, in der sich die Hektik des Alltags verliert mit den Tönen der Straßenmusik, die vom Wind davongetragen werden.

Wir stehen an einem geschichtsträchtigen Ort, wo einst das tragische Schicksal der Romanows endete und blicken auf die goldenen Kuppeln der Kathedrale “Auf dem Blute”, die 2000 – 2003 hier erbaut wurde.

Immer wieder bleiben wir stehen, spitzen die Ohren, bewundern Gebäude oder hechten über die Straße, weil das grüne Ampelmännchen bereits blinkt. Ein alter Bus biegt um die Ecke und klammert sich an der Oberleitung fest. Wir gönnen unseren müden Füßen Erholung in einem Restaurant. Die Schaschlikplatte mit gegrilltem Gemüse ist sensationell und wärmt von innen. Nach dieser reichhaltigen Mahlzeit fahren wir zum Übernachtungsplatz und spazieren von dort durch ein Waldgebiet zum See. Es sind noch viele Menschen unterwegs. Alle wollen sie noch die letzten Sonnenstrahlen erhaschen. Der Wetterbericht verspricht Regen und weitere Abkühlung in den nächsten Tagen. Für uns ein Grund mehr, aufzubrechen, der Sonne entgegenzufahren und Sibirien unter die Räder zu nehmen.

Novosibirsk

Die Nacht bricht herein und wir erreichen Novosibirsk. Die Stadtbesichtigung heben wir uns für morgen auf und fahren am Zentrum vorbei, etwa 30 Kilometer außerhalb zum Stadtteil Akademgorodka. Eine kleine Stadt in der Stadt, umgeben von Wald. Hier befindet sich das Silicon Valley Russlands. Der Technopark beeindruckt mit einem architektonischen Gebäudemonument🤩

Wir besuchen noch das Denkmal der Labormaus, eine Maus auf einem Sockel, die an der DNA-Doppelhelix strickt, bevor es zum Übernachtungsplatz geht. Müde fallen uns die Augen zu. Das Rattern der Züge über die Gleise hören wir im Schlaf nicht.

Am nächsten Morgen stürzen wir uns ins Verkehrschaos und fahren ins Zentrum. Am Bahnhof startet unsere Besichtigungstour. Das Gebäude ist architektonisch ein Hingucker, sowohl die Fassade von außen, als auch der Wartebereich innen. Novosibirsk ist ein Haltestopp der Transsibirischen Eisenbahn, die auch das Stadtzeichen krönt. Wir spazieren, frühstücken und besichtigen Novosibirsk unter anderem mit Sehenswürdigkeiten um den Lenin-Platz.

Die Stadt selbst zeigt sich uns wie eine graue Maus mit Relikten aus der Sowjetzeit. Grüne Parkanlagen bringen hin und wieder einen Tupfer Farbe.

Novosibirsk ist im Umbruch. Es entstehen neue Wohnkomplexe unnd moderne Bürogebäude. Marode Bauten werden abgerissen, die Bewohner umgesiedelt. Das Gesicht der Stadt wird sich in Zukunft verändern.

Uns hat Novosibirsk auf den ersten Blick nicht überzeugt. Aber manchmal muss man hinter die grauen Fassaden blicken und erkennen, dass eine Stadt mehr zu bieten hat, als für Touristen “schön” zu sein. Novosibirsk ist eine Metropole, eine Stadt, deren Bevölkerungszahl in nur 70 Jahren nach Gründung die Millionen erreicht hat und nicht nur dafür im Guinnesbuch der Weltrekorde steht. Die über den Fluss Ob führende Brücke gilt mit ihren

2 145 Metern als die längste gedeckte U-Bahn-Brücke der Welt. Der Technopark von Novosibirsk ist ein Innovationszentrum für die Entwicklung hochtechnologischer Bereiche. Last but not least: Novosibirsk zeigt Temperaturunterschiede (-30°C im Winter, +30°C im Sommer), die man sich gar nicht vorstellen kann.

Irkutsk

Irkutsk liegt in der Weite Sibiriens, eingebettet zwischen den Ufern des Angara-Flusses und den sanften Hügeln des Baikalgebirges.

Wir erkunden die Stadt entlang der „Grünen Linie“, die uns zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten führt. Ein charakteristisches Merkmal der Architektur in Irkutsk ist der Einfluss der sibirischen Holzbaukunst. Sie verleihen der Stadt ein malerisches Ambiente, vor allem

im bekannten 130. Viertel, dass auf dem ersten Blick vielleicht etwas kitschig daherkommt mit den restaurierten bunten Holzhäusern, den kunstvoll verzierten Fassaden, Straßenmusikern und hippen Cafès. Das Viertel scheint extra für Touristen herausgeputzt.

Neben der traditionellen Holzarchitektur finden sich auch neoklassizistische und barocke imposante Bauwerke und sowjetischen Architektur mit funktionalen Gebäuden aus der Mitte des 20. Jahrhunderts. Eine harmonische Koexistenz verschiedener Baustile.

Die Lebensfreude der Irkutsker ist überall spürbar. Vielleicht liegt es am Sommer, denn die Wintermonate sind hart und bitterkalt.

Am Abend geht’s zum Heimspiel des FC Irkutsk. Die Atmosphäre ist elektrisierend. Die Luft ist von Musik erfüllt. Männer und Frauen Ü70 tanzen im Park. Fans schwenken ihre Schals und singen leidenschaftlich Lieder. Die Stadionatmosphäre ist ein Feuerwerk der Emotionen. Wir erleben hautnah die Herzlichkeit und den Stolz der Irkutsker.

Irkutsk, mit seinen unzähligen Facetten, hat uns verzaubert – von den historischen Straßen, den sibirischen Holzhäusern, der stillen Schönheit am Ufer der Angara bis zur pulsierenden Stadionatmosphäre.

Baikalsee

Stellt ihr euch den Baikalsee als idyllisches Fleckchen Erde vor, das wie ein gut gehütetes Geheimnis in der Weite Sibiriens verborgen liegt? Dachten wir auch, aber…

Wir fahren von Irkutsk Richtung Norden,

durch endlose Weiten und atemberaubende Landschaften und sehen uns plötzlich umringt von Autos und Sonnenanbeter am Ufer des Baikalsees. Eine Touristenhochburg. Dieses Bild hatten wir nicht im Kopf, als wir das Juwel unter den Gewässern besuchen wollten. Enttäuschend. Hier bleiben wir nicht und nehmen weitere 400 Kilometer Umweg auf uns, Richtung Süden…

Der Baikalsee. Hier, wo die Zeit stillzustehen scheint, verschmelzen Himmel und Wasser. Wir sind angekommen – 10.000 km entfernt von unserem Alltag, und doch so nah an uns selbst.

Am späten Nachmittag, als die Sonne beginnt, sich hinter den Bergen zu verstecken, teilen wir uns das glitzernde Wasser mit den Fischern, die geduldig auf ihren Fang warten. Ihre Boote wiegen sich sanft im Rhythmus der Wellen.

Es gibt sie noch, die stillen Orte am Baikalsee und wir haben einen von ihnen gefunden.

Der Himmel glüht in sanften Rottönen und der Baikalsee verabschiedet sich in einem spektakulären Farbenspiel der Morgensonne.

In Russland, dem Land der unendlichen Weiten, scheinen die Distanzen endlos und so verbringen wir laaaange Fahrtage, überwinden Zeitzonen, meistern so manche Herausforderungen von der russischen Sprache über Polizeikontrollen, Suche nach Übernachtungsplätzen bis zu den kulinarischen Highlights aus der Mikrowelle.

Das Abenteuer geht weiter auf den russischen Straßen. Fahrzeuge überholen ohne Sinn und Verstand, drängen sich in schmale Lücken, um nicht vom Gegenverkehr erwischt zu werden.

Verbeulte Karosserien, verunfallte Fahrzeuge, ausgebrannte Wracks neben der Straße und immer wieder Holzkreuze erzählen Geschichten über die Unvernunft, die uns nur den Kopf schütteln lassen.

Das Uralgebirge wird uns diesmal in Erinnerung bleiben, als ein Endlosstau und Stundenlangem Stillstand. So viele Baustellen. Auf unserer Fahrt begegnet uns die Vielfalt der russischen Landschaft, von Bergen, weichen sanften Hügeln, dichte Nadelwälder, bunte Wiesen, Birkenhaine und weite, offene Flächen, die bis zum Horizont reichen.

Wolgograd

Wolgograd, früher bekannt als Stalingrad, zeigt uns zunächst seine Fabriken und Lagerhäuser, die einst das Rückgrat der sowjetischen Wirtschaft bildeten. Hohe Schornsteine ragen in den Himmel als stumme Zeugen der Zeit.

Die riesige Statue “Mutter Russland ruft” thront auf dem Mamajew-Hügel und schiebt sich in unser Sichtfeld. Schon von weitem ist sie beeindruckend. Das Denkmal werden wir in einem zweiten Beitrag genauer unter die Lupe nehmen.

Wir gehen zu Fuß durch Wolgograd – eine Stadt, die mehr ist, als ein Kriegsschauplatz, obwohl uns immer wieder daran erinnert wird. Der Krieg hat Wunden hinterlassen, von denen viele zu Sehenswürdigkeiten geworden sind, wie das Pawlov-Haus. Die Originalwand mit den Spuren der Kugeln und Geschosse blieb nach der Sanierung erhalten. Dieses lebendige Zeugnis weckt viel mehr Emotionen als Dokumentarfilme.

Wolgograd ist eine Stadt voller Geschichte und Kultur, die durch ihre beeindruckenden Sehenswürdigkeiten und Gebäude besticht. Die Lage an der Wolga verleiht der Stadt eine malerische Kulisse, während die zahlreichen Denkmäler und Museen die Erinnerungen an die bewegte Vergangenheit lebendig halten.

Wir gehen an der Wolga spazieren. Nach der Restaurierung ist der Uferdamm in Wolgograd ein Paradebeispiel für die Bemühungen, das Erbe der Stadt zu bewahren und gleichzeitig einen modernen Raum für Erholung und Freizeitgestaltung zu schaffen.

Die Transformation der Stadt ist auch ein Spiegelbild der Gesellschaft. Junge Familien ziehen in die neuen Wohnsiedlungen, während die älteren Generationen oft in den verblassten zerbröckelnden Plattenbauten bleiben, gebunden an Erinnerungen, die sie nicht loslassen können. Das Gras wächst zwischen den alten Platten, während die Stadt sich selbst neu erfindet – ein ständiger Spagat zwischen Erinnerung und Fortschritt.

Nach einem ereignisreichen Tag voller faszinierender Eindrücke und unvergesslicher Erlebnisse fahren wir zu unserem Übernachtungsplatz und genießen die Aussicht auf die Wolga, die Statue “Mutter Russland ruft” und das Stadion mit seinem Farbenspiel in der Dunkelheit der Nacht.

Wolgograd II

Als wir den Mamajew Hügel in Wolgograd betraten, umfing uns sofort eine ergreifende Atmosphäre, die uns die schmerzliche, aber auch berührende Geschichte des Ortes spüren ließ. Der Hügel erhebt sich majestätisch über die Stadt und bietet nicht nur einen einmaligen Ausblick, sondern ist auch ein bedeutendes Denkmal für die Opfer des Zweiten Weltkriegs.

Die imposante Statue „Mutter Heimat ruft“ überragt mit einer Höhe von 85 Metern sogar die Freiheitsstatue in New York. Ihre ausdrucksvolle Miene strahlt Entschlossenheit aus. Sie fordert zum Widerstand auf.

Der gesamte Hügel ist mit zahlreichen Reliefs und Denkmälern geschmückt, die die Geschichten der Kämpfer und der Zivilbevölkerung lebendig halten. Jedes einzelne Relief ist kunstvoll gestaltet, mit eindrucksvollen Details.

Wir gehen durch eine Tür und stehen nach einigen Metern vor der „Ewigen Flamme“, flankiert von zwei Wachsoldaten.

Schwermütige Klänge reflektieren am goldenen Mosaik der Wände und hüllen das Gebäude ein. Wir halten inne, um den stillen Respekt zu zollen.

Die Atmosphäre auf dem Mamajew Hügel war ergreifend. Der Wind trug die Erinnerungen an die Vergangenheit mit sich, und die Wolken schienen wie schützende Hände über uns zu wachen.

Die Sonne beginnt langsam zu sinken, und als die letzten Strahlen über die Skulptur „Mutter Heimat ruft“ fallen, scheint es, als erwache die Statue zum Leben. Sie erhebt ihr Schwert gegen die Dunkelheit, die sich über die Stadt legt.

St. Petersburg

Heute erkunden wir ein strahlendes Juwel unter den UNESCO-Weltkulturerben: St. Petersburg. Malerisch am Newakanal und am Finnischen Meerbusen gelegen, ist diese Stadt berühmt für ihre beeindruckende Architektur. Mit ihren zahlreichen Kanälen und Brücken wird St. Petersburg oft als das “Venedig des Nordens” bezeichnet.

Der maritime Stolz der Stadt zeigt sich an den beiden Rostralen Säulen, die kraftvoll in den Himmel ragen.

Ein weiterer Höhepunkt ist die Peter-und-Paul-Festung, das älteste Bauwerk St. Petersburgs. Pünktlich um 12:00 Uhr hallt der traditionelle Kanonenschuss über die Stadt. Der donnernde Klang ist nicht nur ein Zeichen der Zeit, sondern auch ein Echo aus einer längst vergangenen Ära, das uns in die Geschichte eintauchen lässt.

Hier, wo die Bolschaja Newka und die Newa sich gabeln, ankert die legendäre Aurora. Dieser Kreuzer gab mit seinem Kanonenschuss das Signal für den Sturm auf das Winterpalais und löste damit eine Revolution aus, die schließlich zur Gründung der Sowjetunion führte.

Es gibt noch so viel mehr zu entdecken: Die Isaak-Kathedrale mit ihrer strahlend goldenen Kuppel und die eindrucksvolle Blutskirche, die mit ihren bunten Türmchen ein wahrer Augenschmaus.

Der Winterpalast, einst die prunkvolle Residenz der Zaren, erhebt sich vor uns wie ein monumentales Kunstwerk barocker Architektur. Er strahlt die Pracht und Macht des russischen Imperiums aus und lässt uns die Glanzzeit einer vergangenen Epoche erahnen.

Ein absoluter Höhepunkt unseres Tages ist die Eremitage, eines der größten und bedeutendsten Kunstmuseen der Welt. Mit über Millionen Exponaten, die von prähistorischen Artefakten bis hin zu Meisterwerken der europäischen Malerei reichen, ist die Eremitage ein wahres Paradies für Kunstliebhaber. Die opulente Architektur des Museums, die sich durch die prachtvollen Säle und die beeindruckenden Treppenhäuser zieht, ist selbst ein Kunstwerk. Jeder Raum erzählt eine Geschichte und die Atmosphäre ist durchdrungen von der Kreativität und dem Erbe großer Künstler.

Nach all den Eindrücken gönnen wir uns eine Rast im Herzen von St. Petersburg, unweit des pulsierenden Nevsky-Prospekt, im legendären Literaturcafé. In den eleganten Räumen mit hohen Decken und antiken Möbeln fanden große Literaten Inspiration und Muse. Nach einem köstlichen Abendessen begeben wir uns unter die Stadt – St. Petersburg hat die tiefste Metrostation der Welt mit unglaublich langen Rolltreppen, auf denen wir gefühlt endlos fahren.

Müde, aber voller unvergesslicher Erlebnisse und Eindrücke, machen wir uns auf den Rückweg zum Campingplatz.

Wir haben die Grenze von Russland nach Estland überquert – ein Moment voller Spannung! Der Übergang verlief aber reibungslos. Die Kontrollen waren schnell erledigt und die Beamten in Russland und Estland sehr freundlich.

Zeit zurückzublicken auf die vergangenen Wochen:

Unser Abenteuer in der Weite Russlands, das größte Land der Welt, war ein Mosaik aus Geschichte, Kultur und atemberaubender Natur.

Viele kennen Moskau, mit seinen majestätischen Kreml-Mauern und dem Roten Platz oder St. Petersburg, die „Venedig des Nordens“. Doch das Land hat weitere charmante Städte, die uns das Flair Russlands zeigten und beeindruckten, jede auf ihre eigene Art.

Wir überquerten den Ural, der wie ein Wächter zwischen Europa und Asien steht und uns in die unendlichen Weiten Sibiriens führte.

Die Landschaft veränderte sich mit jedem Kilometer: von dichten Wäldern zu weitläufigen Steppen, wo der Horizont scheinbar endlos ist. Wir standen an glitzernden Seen und majestätischen Flüssen. Jeder Tag brachte uns neue Entdeckungen, neue Begegnungen und jeder Ort war ein neues Kapitel in unserem Abenteuer. Wir erreichten den Baikalsee, das Herz Sibiriens. Hier, am Ufer des ältesten und tiefsten Sees der Welt, wurde für uns die Zeit bedeutungslos; die Schönheit der Landschaft fesselte uns, während wir die unvergesslichen Momente mit uns als Familie teilten.

Die Reise durch Russland war jedoch nicht ohne Herausforderungen. Der Grenzübertritt, ein Abenteuer für sich, der Umgang mit der kyrillischen Schrift, die Kommunikation, GPS-Probleme und die oft chaotischen Verkehrsverhältnisse forderten uns. Doch in diesen authentischen Momenten fanden wir die Stärke, die uns als Familie zusammenschweißt.

Russland ist ein Land der Gegensätze, ein Ort, der sowohl herausfordert als auch inspiriert. Unser Abenteuer ist eine Hommage an die Schönheit des Unbekannten, an die Stärke der Familie und an die unvergänglichen Erinnerungen, die wir in den Tiefen unserer Herzen tragen werden.

2 Gedanken zu „Abenteuer Russland

  1. Chapeau!
    So ein toller, lebendiger Reisebericht. In jeder Zeile steckt viel Herzblut drin. Alleine vom lesen, vom ansehen der Bilder hat man das Gefühl, etwas dabei gewesen zu sein. Der Kreis hat sich geschlossen. So schön, konntet ihr die Reise, dieses Abenteuer erleben.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Instagram