Unterwegs in Moskau

Unterwegs in Moskau

“Mütterchen Moskau“ nennen die Einwohner Russlands ihre Hauptstadt liebevoll. Wir möchten die grösste europäische Stadt kennenlernen. Vor wenigen Tagen sind wir mit dem Wohnmobil über die Grenze gefahren und befinden uns nun auf dem Stellplatz in der Nähe des Sokolniki-Parks, der in den Nationalpark Losiny Ostrov übergeht. Mehr als ¼ seines Territoriums liegen innerhalb der Stadtgrenzen Moskaus, was ihn zum drittgrösste Wald der Welt innerhalb einer Grossstadt macht. Waldidylle pur und wir sind mittendrin.

Anreise nach Russland auf dem Landweg

Wir fahren keine Autobahn. Es sind eher ruhige Pfade, die durch die malerische Landschaft Estlands führen, ohne endlose Verkehrsstaus oder überfüllte Kreuzungen. Das Gefühl von Freiheit und Weite dehnt sich in uns aus und wird überholt von der zähen Langeweile, die wir am Checkpoint Luhamaa erleben.

Grenzübertritt Estland

Wir haben bereits vor einigen Wochen den Termin für den Grenzübertritt gebucht. Sechs Stunden vor der geplanten Ausreise melden wir uns vor der Grenze im Wartebereich an einem kleinen Häuschen. Die Frau hinter dem Schalter informiert uns über eine Verzögerung. Wie lange? Weiss wohl niemand. Wir suchen uns einen Parkplatz, reihen uns ein neben anderen. Eine kleine Anzeigetafel zeigt die aufgerufenen Kennzeichen. Immer wieder heben sich die Blicke. Einige wirken gehetzt, ungeduldig, andere wiederum gelangweilt. Die Wartezeit ist ein Tanz zwischen Ungewissheit und Vorfreude.

Wir wissen nicht, wann uns die erlösende SMS erreicht. Bei jedem Geräusch schrecken wir in der Nacht hoch, lassen enttäuscht unsere Köpfe zurück aufs Kissen fallen. An Schlaf ist nicht zu denken. Der Morgen erwacht. Die Sonne zieht ihre Bahn und es wird Nachmittag. Nach über 24 Stunden des Wartens erscheint unser Kennzeichen auf der Anzeigetafel und die Nachricht auf dem Display: „Please move to the waiting area, you are called to the border. We remind you that waiting area is mandatory.“

Ausreise aus Estland und Einreise nach Russland

Die Passkontrolle in Estland und die Ausreise sind schnell erledigt. Wir reihen uns ein hinter einer roten Ampel. Wieder warten. Es wird Nacht. Uns fallen die Augen zu, versuchen sie offen zu halten. Jederzeit kann die Ampel umschalten. Zwischenzeitlich fahren LKWs auf ihrer Spur neben uns.

Es ist 04:00 Uhr. Die Ampel schaltet auf Grün. Das erste Auto brettert nach kurzer Verzögerung los, das zweite, das dritte. Vor uns schläft der Fahrer. Wir quetschen uns rechts zwischen ihm und dem nebenstehenden LKW hindurch. Die Ampel schaltet auf Rot und wir geben Gas, hinter den anderen Autos her. Nach 500 Meter wieder eine Ampel. Wieder zeigt sie Rot. Wir stehen zwischen Estland und Russland im Niemandsland. Stunden vergehen bis der Schlagbaum vor uns öffnet. Wir passieren verschiedene Kontrollstationen, Einreisegespräche mit einem russischen Beamten und das Röntgen unseres Wohnmobils. Es dauert. Wir hängen über 2 Tage an der Grenze fest…

Die Fahrt nach Moskau

Wir fahren Kilometer um Kilometer. Kaum jemand ist mit uns auf der Strasse unterwegs. Neben uns erstrecken sich Wald- und Feuchtgebiete, Flächen von Graslandschaft. Störche stehen neben der Strasse und suchen nach Fröschen. Je näher wir der Hauptstadt kommen, nimmt der Verkehr allerdings zu.

Um Moskau versagt das GPS. Wir navigieren mit Karte und erreichen unseren Campingplatz.

Moskau – Stadtbesichtigung

Moskau zählt zu den bedeutendsten Metropolen dieser Welt. Wir erkunden die grösste europäische Stadt. Elena, eine Reiseführerin von tsarvoyages https://www.tsarvoyages.com/de zeigt uns die Highlights der Stadt:

Sperlingsberge über Moskau

Die Sperlingsberge sind eine der schönsten Landschaften und ein Naherholungsgebiet im Moskauer Stadtgebiet. 

Die Sperlingsberge (Воробьёвы горы) wurden von 1935 bis 1999 auch Leninberge (Ленинские горы) genannt und sind eine natürliche Erhebung inmitten einer grossen Parkanlage, die sich am Moskwa-Ufer entlangstreckt. Die Uferpromenade und der Wald an den Hängen eignen sich für Spaziergänge und zum Erholen.

Von der oberen Aussichtsplattform bietet sich uns ein Panoramablick über Moskau.  Wir sehen die doppelstöckige Brücke über die Moskwa mit der Metrostation, das Olympiastation Luschniki und die Talstation der Luschniki-Seilbahn.

Auf Sperlingsbergen thront das bekannteste Bauwerk der Sieben Schwestern, die Zuckerbäcker-Wolkenkratzer aus der Stalin-Epoche, die Lomonossow-Universität.

Die sieben Schwestern

Sieben Schwestern ist eine Bezeichnung für die sieben Hochhäuser, die im Auftrag von Stalin im Sozialistischen Klassizismus erbaut wurden. Sie werden auch als Stalins Kathedralen bezeichnet. Es waren acht Gebäude geplant, sieben wurden in Moskau errichtet und das achte Warschau geschenkt.

Für die sieben Wolkenkratzer wurden repräsentative Standorte gewählt, wie die Sperlingsberge. Drei der Stalin-Bauten wurden am Gartenring errichtet. Einer Strasse, die eine Grenze zwischen dem historischen Stadtkern und der Neustadt bildet.

Die Bauzeit aller sieben Hochhäuser betrug nur zehn Jahre. Eines der Stalin-Bauten ist das Hotel Ukraine. Es befindet sich an einer Biegung der Flusses Moskwa und ist 206 Meter hoch. Es ist das höchste Hotel in Russland und in Europa.

Moskauer Kreml und der Rote Platz

Der Moskauer Kreml bildet das Zentrum der Stadt und ist das Herz Moskaus. Am Ufer der Moskwa ist die gigantische rote Kremlmauer nicht zu übersehen, die von 20 Türmen geziert wird und hinter der sich viele imposante Bauwerke befinden.

Die Mauer und Türme gehören zu den ältesten erhaltenen Bauwerken in Russlands Hauptstadt. Ursprünglich waren sie eine Befestigungsanlage, um das Zentrum der Stadt vor Angriffen zu schützen. Der heutige Komplex wurde größtenteils im späten 15. Jahrhundert von italienischen Architekten erbaut. Die Befestigungsanlage mit einem umgebenden Fluss, Wassergraben und Klappbrücken bildete bis in das 19. Jahrhundert eine künstliche Insel, die nur schwer einnehmbar war.

Vier von den 19 in die Mauer eingebauten Türme verfügen heute über Durchgangs- bzw. Durchfahrtstore in den Kreml.

Charakteristisch für die Mauer des Moskauer Kremls sind die über Tausend Zinnen. Sie sind jeweils zwischen 2 und 2,5 Meter hoch und verdecken die entlang der gesamten Mauer auf ihr verlaufende offene Galerie.

Unser Blick fällt immer wieder auf die imposanten Bauwerke, wie die berühmte Basilius Kathedrale mit Ihren bunten 115 Meter hohen Zwiebeltürmen. Im Inneren befinden sich Wandmalereien aus dem 16. Jahrhundert.

Der Kathedralenplatz

Wir stehen auf dem Kathedralenplatz, dem zentralen Platz des Moskauer Kreml, auf dem im 15. Jahrhundert alle Strassen zusammenliefen. Die ältesten Denkmäler der Zarenresidenz sind hier zu finden.

Eine unglaubliche Kulisse bietet sich uns. Es ist unvorstellbar und unsere Blicke können sich nicht sattsehen von der Schönheit der imposanten Bauwerke.

Der Platz war Schauplatz feierlicher Krönungen und Trauerzüge aller russischen Zaren.

Auf dem Platz befinden sich

  • Die Erzengel-Michael-Kathedrale
  • Die Verkündigungskathedrale
  • Der Facettenpalast
  • Der Terem-Palast
  • Die Maria-Gesandniederlegungskirche
  • Die Maria-Entschlafens-Kathedrale
  • Der Patriarchenpalast
  • Die Zwölf-Aposteö-Kirche
  • Der Glockenturm Iwan des Grossen

Wir entdecken ein harmonisches Ensemble aus Bauwerken verschiedener Zeiten.

Lenin Mausoleum

Im Lenin-Mausoleum (Мавзолей В. И. Ленина) auf dem Roten Platz ist der Leichnam des Revolutionsführers Lenin aufgebahrt.

Seit Beginn des 21. Jahrhunderts kontrollieren zweimal pro Woche zwölf Wissenschaftler den Körper Lenins im Mausoleum.

Alle zwei Jahre wird das Mausoleum für zwei Monate geschlossen, um prophylaktische Arbeiten an dem Leichnam durchzuführen. Verantwortlich dafür sind Spezialisten des „Allrussischen Instituts für Heil- und Aromapflanzen“. Neben biochemischen Arbeiten an der Mumie bekommt sie auch einen neuen Anzug.

Die Ehrenwache des Kremlregiments wurde unter Präsident Jelzin abgezogen und Jahre später wieder eingeführt. Heute bewacht sie die Ewige Flamme im nahe gelegenen Alexandergarten.

Die ewige Flamme

Ewige Flamme und die Gedenkstätte Grab des unbekannten Soldaten befinden sich im Alexandergarten. Hier sind die sterblichen Überreste der bei der Verteidigung Moskaus 1941 gefallenen Soldaten beigesetzt. „Dein Name ist unbekannt, deine Leistung ist unsterblich“ steht auf einer Granitplatte in der Mitte.

Die Wachablösung der Ehrengarde von Soldaten des Präsidentenregiments findet an der Gedenkstätte jede Stunde statt und wird von einer besonderen Zeremonie begleitet.

Die Zarenglocke

Die Zarenglocke (Царь-колокол) wiegt über 200 Tonnen und gilt als eine der größten und schwersten bis heute erhaltenen Glocken weltweit. Sie wurde nie geläutet und steht seit 1836 als Sehenswürdigkeit auf einem achtkantigen Sockel innerhalb des Kremls.

Die Zarenglocke wurde auf Befehl von Zarin Anna Iwanowna, einer Nichte Peters des Grossen hergestellt. Für den Glockenguss wurde in der Nähe des Kremls eine zehn Meter tiefe Grube gegraben. Im November 1735 wurde die Glocke fertiggestellt: aus Bronze gegossen, sechs Meter hoch und 6,60 Meter im Durchmesser. Nach dem Abguss wurde sie auf einem Eisengitter und 12 Holzpfählen in die Grube gestellt. Die Holzkonstruktion wurde durch einen Brand zerstört und ein Teil der Glocke mit einem Gewicht von 11,5 Tonnen brach dabei ab. Sie verblieb in der Grube bis 1836.

Zarenkanone

Die Zarenkanone ist die weltweit größte Feuerwaffe, die große Steine abfeuert. Der Moskauer Gigant sollte mit 800 Kilogramm schweren Kugeln schießen. Selbst wiegt sie fast 40 Tonnen. 200 Pferde soll es damals gebraucht haben, um sie zu bewegen.

Als Napoleon mit seiner französischen Armee in Moskau einmarschierte, gab es verheerende Brände. Auch der Holzwagen der Kanone wurde dabei zerstört und 1835 durch eine gusseiserne ersetzt.

Heute steht die Zarenkanone nur wenige Meter von der Zarenglocke entfernt auf dem Iwanowskaja-Platz.

Die Italienische Grotte

Ein Symbol für die Wiederbelebung der zerstörten Stadt ist die italienische Grotte. Überreste von Moskauer Gebäuden wurden für den Bau verwendet, Ruinen zerstörter Gebäude durch Napoleons Armee.

Viele hasten an der Grotte im Alexandergarten vorbei, ohne ihrer Bedeutung bewusst zu sein. Über den vier weißen Säulen befinden sich auf einer Tafel Basreliefs mit verschiedenen Symbolen.

Visuell scheint die Silhouette des Gebäudes die Linie der Kremlmauer zu durchbrechen und doch bleibt die architektonische Harmonie gewahrt. Die italienische Grotte soll die Vergänglichkeit der Zeit symbolisieren.

Gum-Warenhaus

Das Warenhaus GUM (Торговый Дом ГУМ) hat eine Fläche von rund 75.000 m² mit einer Verkaufsfläche von etwa 35 000 m². Mit seiner über 100-jährigen Geschichte ist es eines der bekanntesten Warenhäuser Europas.

Das Gebäude des GUM befindet sich am Roten Platz gegenüber dem Lenin-Mausoleum und dem Kreml. Es ist heute ein wichtiges Denkmal der historisch-russischen Architektur des späten 19. Jahrhunderts. Zu Sowjetzeiten war das Kaufhaus jahrzehntelang geschlossen und wurde später als Staatliches Warenhaus geführt, mit dem Symbol, dass alles, was das Herz begehrt hier in der Sowjetunion erhältlich ist.

Der 250 Meter lange und 88 Meter breite Innenraum des Gebäudes beherbergt drei Etagen und Querpassagen sowie durch Brücken miteinander verbundene Galerien in den beiden Obergeschossen.

Aufgrund der zentralen Lage des Hauses und der daraus resultierenden hohen Mieten für die Lokale richtet sich das Angebot der meisten Geschäfte heute vorwiegend an zahlungskräftige Kunden. 

Unser Fazit

Es gibt noch so viel zu entdecken. Moskau mit seinen imposanten Bauwerken, der reichen Geschichte und Sehenswürdigkeiten, ist eine Reise wert. Wir kommen gern wieder.

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