
Albanien – ein Land der Kontraste
Albanien – zwischen wilder Schönheit und rauer Realität
Albanien ist anders. Albanien ist roh, ursprünglich, voller Gegensätze.
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Wer Albanien bereist, erlebt ein Land, das sich nicht glattbügeln lässt. Die Natur ist spektakulär: zerklüftete Berge, einsame Täler, glasklare Flüsse. Doch viele Wege sind nur mit einem Geländewagen befahrbar – die Infrastruktur bröckelt, Straßen enden im Nirgendwo.
Albanien ist ein Paradies für Wanderer, Radfahrer und alle, die das Ungezähmte suchen. Gleichzeitig begegnet man streunenden Hunden, die sich aus offenem Müll ernähren. Das Müllproblem ist sichtbar, die Armut spürbar.
Albanien lebt von der Hoffnung. Viele Menschen sind ausgewandert, ihre Überweisungen halten Familien über Wasser. Die Geschichte des Landes ist geprägt von Fremdherrschaft, Isolation und dem kommunistischen Regime unter Enver Hoxha. Der Lotterieaufstand in den 1990ern war ein Aufbruch – aber die Narben sind geblieben.
Wir werden Albanien mit dem Wohnmobil bereisen. Wir wollen nicht nur sehen, sondern verstehen. Uns ein eigenes Bild machen.
Anreise nach Albanien – mit der Fähre von Italien nach Durrës
Unsere Reise beginnt in der Schweiz und führt uns durch das Herz Italiens, vorbei an sanften Hügeln und geschäftigen Städten, bis wir die Küste erreichen. Dort, am Hafen, endet die Straße – und beginnt das Warten. Auf einem weitläufigen Parkplatz stehen wir zwischen anderen Reisenden. Meist sind es PKWs, einige mit albanischen Kennzeichen. Manche Gesichter werden uns später auf der Fähre wieder begegnen – stille Begleiter auf derselben Route.
Die Fähre ist schlicht. Kein Komfort, keine Atmosphäre. Automaten ohne Inhalt. Ein Schiff, das anderswo längst ausgemustert wäre – und hier noch seinen Dienst tut. Wir liegen bereits in unseren Betten, als die Motoren anspringen und die Küste langsam im Dunkel verschwindet.

Tirana entdecken – Hauptstadt Albaniens voller Geschichte
Die Nacht auf der Fähre war ruhig. Als wir am Morgen erwachen, ist die albanische Küste bereits in Sicht. Doch das Aussteigen zieht sich, unsere Ankunft in Durrës verzögert sich. Der Hafen wirkt wie ein Ort, der mehr improvisiert als organisiert ist.
Die Straße führt uns nach Tirana. Die Landschaft ist rau, aber lebendig. Je näher wir der Hauptstadt kommen, desto dichter wird der Verkehr. Mopeds schlängeln sich zwischen den Autos hindurch, alles bewegt sich gleichzeitig und doch irgendwie geordnet.
Skanderbeg-Platz – Das Herz von Tirana
In Tirana angekommen, parken wir unser Wohnmobil am Rand des Zentrums und machen uns zu Fuß auf den Weg. Der Skanderbeg-Platz liegt weit und offen vor uns, wie ein riesiges Bühnenbild. Das Reiterstandbild des Nationalhelden Gjergj Kastrioti Skanderbeg schiebt sich in unser Blickfeld, wie auch die Et’hem-Bey-Moschee mit ihrem filigranen Minarett, das Historischen Nationalmuseum mit seinem monumentalen Mosaik, das Opernhaus und der Uhrturm.
Der Platz ist weitläufig, fast leer, und doch voller Geschichte. Hier standen einst Statuen von Stalin und später von Enver Hoxha – heute ist es ein Ort des Wandels, ein Treffpunkt, ein Symbol für das neue Albanien.




Die Pyramide von Tirana – Ein Denkmal der Diktatur
Das monumentale Gebäude aus Beton liegt zentral, nur wenige Gehminuten vom Skanderbeg-Platz entfernt. Es wirkt kühl, kantig und fast abweisend – ein Relikt aus einer anderen Zeit.
Ursprünglich wurde die Pyramide 1988 als Mausoleum für Enver Hoxha, den langjährigen kommunistischen Diktator Albaniens, errichtet. Sie sollte sein Leben und Wirken ehren. Entworfen wurde sie unter anderem von seiner Tochter Pranvera Hoxha. Im Inneren befand sich ein Museum mit persönlichen Gegenständen, Propagandamaterial und Ausstellungen zur Geschichte des Regimes.
Nach dem Zusammenbruch des Kommunismus 1991 verlor die Pyramide ihre Funktion. Das Museum wurde geschlossen, das Gebäude stand lange leer oder wurde zeitweise als Konferenzzentrum und Fernsehstudio genutzt. Die Pyramide steht für eine Zeit der Isolation, Kontrolle und Propaganda.
Wir steigen die Stufen hinauf und blicken über die Dächer von Tirana.

Blloku – Vom Sperrgebiet zum Szeneviertel
Wir spazieren weiter ins Viertel Blloku. Während der kommunistischen Ära war dieser Stadtteil streng abgeschirmt – nur Parteifunktionäre durften hier leben. Heute ist Blloku das pulsierende Herz der Stadt: Cafés mit bunten Stühlen, Bars mit lauter Musik, Boutiquen mit internationalen Marken. Junge Menschen sitzen in der Sonne, trinken Espresso, scrollen auf ihren Handys.
Bunk’Art 2 – Geschichte unter der Erde
Ein besonders eindrücklicher Teil unserer Stadtbesichtigung ist der Besuch im Museum Bunk’Art 2. Der Eingang fast unscheinbar, fast versteckt. Sobald wir eintreten, verändert sich die Atmosphäre. Die Luft wird kühl, die Gänge eng, die Wände aus Beton. Es ist klaustrophobisch. Die schweren Türen, die Stille, die Enge – all das macht die Vergangenheit spürbar.
Die Geschichte des kommunistischen Regimes wird hier erzählt. Unter Enver Hoxha wurden über 170.000 Bunker gebaut – aus Angst vor einem Angriff, der nie kam. Heute stehen sie überall: am Straßenrand, in Gärten, auf Bergen. Manche verfallen, andere werden umfunktioniert. Sie sind Teil der Landschaft – und Teil der Erinnerung.
Berat – Die Stadt der tausend Fenster in Albanien
Berat ist eine der ältesten und geschichtsträchtigsten Städte Albaniens. Sie liegt in Zentralalbanien am Fluss Osum und ist bekannt für ihre charakteristische Architektur, die ihr den Beinamen “Stadt der tausend Fenster” eingebracht hat. Seit 2008 gehört Berat zum UNESCO-Weltkulturerbe – gemeinsam mit Gjirokastra als eines der beiden historischen Zentren Albaniens.


Historischer Überblick
Die Ursprünge Berats reichen bis in die Antike zurück. Die Stadt war einst eine illyrische Siedlung namens Antipatreia, später Teil des Byzantinischen Reiches und später unter osmanischer Herrschaft. Diese wechselnden Einflüsse haben Berat geprägt – kulturell, religiös und architektonisch. Während der osmanischen Zeit entwickelte sich Berat zu einem wichtigen Handels- und Verwaltungszentrum. Die typischen Häuser mit ihren großen, gleichmäßig angeordneten Fenstern wurden terrassenförmig an den Hängen gebaut und prägen bis heute das Stadtbild. Die Fassaden sind zum Tal hin ausgerichtet, wodurch der Eindruck entsteht, dass die Stadt aus lauter Fenstern besteht.
Sehenswürdigkeiten in Berat
- Burg von Berat (Kalaja e Beratit): Die Burg thront über der Stadt und stammt aus dem 13. Jahrhundert. Innerhalb der Burgmauern befinden sich Kirchen, Wohnhäuser und kleine Hotels – bis heute leben hier Menschen. Der Blick von oben auf die Stadt und das Osum-Tal ist spektakulär.
- Altstadtviertel Mangalem und Gorica: Mangalem war traditionell das muslimische Viertel, Gorica das christliche. Beide liegen sich gegenüber und sind durch die historische Gorica-Brücke verbunden. Die osmanische Architektur, engen Gassen und steinernen Häuser machen einen Spaziergang durch diese Viertel besonders eindrucksvoll.
- Onufri-Museum: In der Burg gelegen, zeigt das Museum Ikonen und kirchliche Kunstwerke des berühmten albanischen Malers Onufri aus dem 16. Jahrhundert. Die Kirche, in der das Museum untergebracht ist, ist selbst ein kunsthistorisches Highlight.
- Ethnographisches Museum: Dieses Museum befindet sich in einem traditionellen Haus und bietet Einblicke in das Leben der albanischen Bevölkerung im 18. und 19. Jahrhundert.
Kultur und Religion
Berat ist bekannt für seine religiöse Toleranz. In der Stadt existieren Moscheen und Kirchen nebeneinander – ein bemerkenswertes Erbe, das selbst die kommunistische Ära überstanden hat. Die Stadt war ein Zentrum orthodoxer Kultur, aber auch islamischer Gelehrsamkeit.
Fazit
Berat hat uns begeistert. Die Stadt der tausend Fenster beeindruckt mit ihrer einzigartigen Architektur und ihrer tief verwurzelten Geschichte.
Wir sind durch die Altstadtviertel Mangalem und Gorica spaziert, haben die steinernen Häuser betrachtet und die besondere Stimmung aufgesogen. Der Blick von der Burg über das Osum-Tal war eindrucksvoll. Berat – für uns war sie ein stilles Highlight unserer Albanienreise.
Gjirokastra – Unser Besuch in der steinernen Stadt Albaniens
Unsere Reise durch Albanien führt uns in den Süden, nach Gjirokastra. Schon bei der Anfahrt sehen wir, wie sich die Häuser wie steinerne Schuppen an den Hang schmiegen. Grau, massiv, und doch elegant. Gjirokastra wird nicht umsonst die “Stadt aus Stein” genannt – und sie trägt diesen Namen mit Stolz.
Ankunft und Gastfreundschaft auf dem Stellplatz
Wir fahren auf den Stellplatz. Die Betreiber empfangen uns herzlich, bieten uns frisches Wasser, Tipps für die Stadt und einen kleinen Kaffee zum Start. Es ist die albanische Gastfreundschaft, die wir hier erleben – offen, ehrlich, unaufdringlich.
Der Platz ist ruhig, sauber und gut gelegen. Von hier aus starten wir unsere Erkundung zu Fuß – denn Gjirokastra lässt sich am besten langsam entdecken.
Geschichte, die aus Stein gebaut ist
Gjirokastra gehört seit 2005 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Die Stadt wurde bereits im 12. Jahrhundert erwähnt, doch ihr heutiges Erscheinungsbild stammt vor allem aus der osmanischen Zeit. Die typischen Häuser – groß, festungsartig, mit steinernen Dächern und kleinen Fenstern – wurden im 17. und 18. Jahrhundert von wohlhabenden Familien gebaut.

Wir spazieren durch die Altstadt, vorbei an gepflasterten Gassen, steilen Treppen und kunstvoll verzierten Holzbalkonen. Viele Häuser sind heute Museen, Gästehäuser oder Cafés. Die Architektur ist nicht nur schön – sie erzählt von einer Zeit, in der Gjirokastra ein kulturelles Zentrum war.
Die Burg von Gjirokastra – Wacht über das Tal
Die Burg von Gjirokastra ist eine der größten und bedeutendsten Festungsanlagen Albaniens. Sie liegt auf einem Hügel oberhalb der Stadt Gjirokastra im Süden des Landes und bietet einen weiten Blick über das Drino-Tal und die umliegenden Berge. Die Anlage erstreckt sich über etwa 500 Meter Länge und wurde über mehrere Jahrhunderte hinweg erweitert und umgebaut.
Ursprünglich stammen die ersten Befestigungen aus dem 4. Jahrhundert n. Chr., doch die heutige Struktur geht vor allem auf Erweiterungen im 12. und 13. Jahrhundert zurück. Während der osmanischen Herrschaft wurde die Burg weiter ausgebaut und diente als militärischer Stützpunkt. Im 19. Jahrhundert ließ Ali Pascha von Tepelena zusätzliche Bastionen und Wasserleitungen errichten.
Innerhalb der Burg befindet sich ein ehemaliges Gefängnis, das bis in die kommunistische Zeit genutzt wurde. Ein Teil der Anlage beherbergt heute ein Waffenmuseum mit historischen Kanonen, Gewehren und einem amerikanischen Spionageflugzeug, das 1957 über Albanien abgestürzt sein soll. Der markante Uhrturm, der heute das Bild der Burg prägt, wurde erst in den 1960er-Jahren errichtet.
Wanderung zur Bogenbrücke – Natur und Geschichte vereint
Wir wandern zur Ali-Pasha-Brücke, einer alten Steinbogenbrücke außerhalb der Stadt. Der Weg führt uns durch Olivenhaine, vorbei an kleinen Bauernhöfen und über staubige Pfade.


Die Brücke stammt aus dem frühen 19. Jahrhundert und war einst Teil eines Aquädukts, das Wasser zur Burg brachte. Heute steht sie allein in der Landschaft – verwittert, aber majestätisch. Wir sitzen eine Weile dort, hören das Zirpen der Grillen und lassen die Geschichte wirken.
Unser Fazit – Gjirokastra bleibt
Unser Fazit zu Gjirokastra – Ein lohnender Abstecher mit Anspruch
Neben Berat empfehlen wir unbedingt einen Besuch in Gjirokastra. Die steinerne Stadt beeindruckt mit ihrer historischen Architektur, der mächtigen Burg und den verwinkelten Gassen voller Geschichte.
Allerdings: Gjirokastra liegt am Hang, und das spürt man. Die Wege sind steil, oft gepflastert mit unregelmäßigen Steinen, und die Altstadt fordert Kondition. Wer gut zu Fuß ist und keine Scheu vor bergauf Wanderungen hat, wird mit eindrucksvollen Ausblicken und authentischer Atmosphäre belohnt.
Für uns war Gjirokastra ein Highlight – kulturell bereichernd, landschaftlich reizvoll und ehrlich herausfordernd.
Thermalquellen von Bënjë und Lengarica-Schlucht – Naturerlebnis bei Përmet
Einige Besucher von Përmet, der Stadt der Rosen, fahren zu den nahe gelegenen Naturhighlights: die heißen Thermalquellen von Bënjë und die beeindruckende Lengarica-Schlucht.
Heiße Thermalquellen von Bënjë – Entspannung in der Natur
Schon beim Aussteigen spürt man den Duft von Schwefel in der Luft. Die natürlichen Becken entlang des Flusses Vjosa sind mit warmem, mineralreichem Wasser gefüllt – zwischen 26 und 32 °C. Das schwefelhaltige Wasser wird seit Jahrhunderten zur Linderung von Hautproblemen, Gelenkschmerzen und Kreislaufbeschwerden genutzt. Einheimische und Reisende genießen die natürliche Wellness mitten in der albanischen Wildnis.
Die Lengarica-Schlucht – Wandern durch Albaniens Naturjuwel
Die Lengarica-Schlucht ist etwa 36 Kilometer lang und verläuft durch das Dangellia-Hügelland bis zur Mündung in die Vjosa bei Petran. Der Canyon ist besonders im unteren Abschnitt nahe der Quellen spektakulär: bis zu 150 Meter hohe Felswände, enge Durchgänge und klare Wasserläufe prägen das Bild.
Direkt am Eingang zur Schlucht steht die osmanische Steinbogenbrücke Ura e Kadiut, erbaut im 18. Jahrhundert. Sie war Teil eines alten Handelswegs und ist heute ein beliebtes Fotomotiv.
Wanderungen durch die Schlucht sind möglich, aber nicht offiziell ausgeschildert. Der Weg führt teils durch flaches Wasser, über Steine und entlang steiler Felswände. Trittsicherheit und festes Schuhwerk sind erforderlich. Die Schlucht ist nicht touristisch erschlossen, was ihren ursprünglichen Charakter bewahrt.
Fazit – Natur, Geschichte und Erholung in Südalbanien
Die Thermalquellen von Bënjë und die Lengarica-Schlucht bieten ein authentisches Naturerlebnis in Albanien. Sie sind frei zugänglich, landschaftlich beeindruckend und historisch bedeutsam. Für Reisende, die Ruhe, Bewegung und natürliche Heilquellen suchen, ist dieser Ort ein lohnendes Ziel – besonders in Kombination mit einem Besuch der Stadt Përmet.





Korça – Kultur, Kontraste und Geschichte im Herzen Südostalbaniens
Unsere Reise durch Albanien führt uns nach Korça. Schon bei der Einfahrt spüren wir den Rhythmus: volle Straßen, hupende Autos. Enge Gassen neben der Hauptverkehrsstraße, das oft nur Platz für das Durchkommen eines Autos bietet. Straßenhunde haben sich ihren Platz im Stadtbild erobert. Sie liegen unter Bäumen, folgen Passanten oder dösen in der Sonne – scheinbar Teil des urbanen Lebens.






Geschichte, Architektur und französischer Einfluss
Korça gilt als kulturelles Zentrum Albaniens. Die Stadt war einst ein bedeutender Handelsplatz und wurde im 19. Jahrhundert stark von französischer Architektur beeinflusst. Breite Boulevards, elegante Fassaden und der berühmte französische Lyzeum – das erste säkulare Gymnasium Albaniens – zeugen von dieser Zeit.
Die orthodoxe Kathedrale der Auferstehung Christi, 1992 neu erbaut, dominiert das Stadtzentrum mit ihrer imposanten Kuppel. Sie steht symbolisch für die religiöse Vielfalt und den Wiederaufbau nach der kommunistischen Ära, in der Religion verboten war.
Wir schlendern durch die Fußgängerzone, die sich vom Stadtpark bis zum Alten Basar zieht. Der Alte Basar (Pazari i Vjetër) wurde liebevoll restauriert und ist heute ein Highlight jeder Sightseeingtour. Zwischen den roten Ziegeldächern finden sich kleine Läden, Handwerksbetriebe und gemütliche Bars. Es ist ein Ort, der Tradition und Moderne verbindet – und uns zum Verweilen einlädt.
Korça – Wo die albanische Bildung begann
Wer Korça besucht, steht an einem der wichtigsten Orte der albanischen Geschichte: Hier wurde am 7. März 1887 die erste albanischsprachige Schule eröffnet – ein Meilenstein für die nationale Identität. Das Gebäude, heute das Nationale Museum für Bildung (Mësonjëtorja), steht mitten im Stadtzentrum und ist frei zugänglich.
Die Schule war damals revolutionär: Sie unterrichtete säkular, auf Albanisch und war offen für Schüler aller Konfessionen. Initiatoren wie Pandeli Sotiri und Gjerasim Qiriazi setzten sich gegen osmanische Verbote durch und schufen einen Ort des Lernens und der kulturellen Selbstbestimmung.
Heute erinnert das Museum an diesen historischen Schritt. Der 7. März wird in Albanien bis heute als Tag der Lehrer gefeiert.
Soldatenfriedhof – Stille über der Stadt
Etwas außerhalb der Stadt besuchen wir den französischen Soldatenfriedhof – ein stiller Ort, der uns tief berührt. Auf einem Hügel gelegen, mit Blick über Korça, stehen über 600 weiße Kreuze in geordneter Formation. Sie erinnern an die französischen Soldaten, die während des Ersten Weltkriegs in Albanien gefallen sind. Die Ruhe, die dieser Ort ausstrahlt, steht im starken Kontrast zum geschäftigen Treiben der Stadt darunter.




Von hier oben sehen wir Korça aus einer anderen Perspektive: die roten Dächer, die Kirchtürme, die grünen Parks – alles wirkt geordnet und friedlich.
Unser Fazit
Korça ist eine Stadt der Kontraste: laut und lebendig, aber auch still und nachdenklich. Sie bietet Geschichte, Architektur, Kultur und Alltag – alles auf engem Raum. Für uns war Korça ein Erlebnis: zwischen hupenden Autos, historischen Gebäuden und stillen Momenten mit Blick auf die Dächer der Stadt.
Shkodra – Zwischen Geschichte und Gegenwart
Unsere Entdeckungsreise durch Albanien führt uns in den Norden, nach Shkodra – eine Stadt voller Geschichte, aber auch voller Gegensätze. Schon bei der Einfahrt fällt uns der große Schlüssel im Kreisverkehr ins Auge. Er symbolisiert Shkodra als „Schlüssel Albaniens“, das Tor zum Norden und zu den Albanischen Alpen. Ein starkes Bild – doch unser Eindruck bleibt zwiegespalten.
Die Straßen sind laut und voll, das Hupen allgegenwärtig. Straßenhunde streifen durch die Gassen, Müll liegt an vielen Ecken. In der Fußgängerzone begegnet uns ein bettelndes Kind – ein Moment, der uns nachdenklich stimmt. Am Stadtrand sehen wir behelfsmäßige Hütten, in denen Roma-Familien leben. Die soziale Realität ist sichtbar.
Shkodra hat dennoch einiges an Sehenswürdigkeiten, hier eine Übersicht:
Sehenswürdigkeiten in Shkodra
- Rozafa-Burg: Hoch über der Stadt gelegen, bietet sie einen spektakulären Blick auf die Flüsse Drin, Buna und Kir. Die Burg stammt aus der Antike und ist mit der Legende der Frau von Rozafa verbunden – ein Ort voller Geschichte und Symbolik.
- Ura e Mesit: Eine osmanische Steinbogenbrücke aus dem 18. Jahrhundert, etwa 8 km außerhalb der Stadt. Sie überspannt den Fluss Kir und ist ein beliebtes Fotomotiv – besonders bei Sonnenuntergang.
- Bleimoschee (Xhamia e Plumbit): Erbaut im 18. Jahrhundert, zählt sie zu den ältesten Moscheen Albaniens. Ihre Kuppel ist mit Blei gedeckt, daher der Name. Ein stiller Ort mit beeindruckender Architektur.
- Marubi Nationalmuseum für Fotografie: Das Museum zeigt eine der ältesten Fotografie-Sammlungen des Balkans – mit Bildern aus dem 19. und 20. Jahrhundert, die das Leben in Albanien dokumentieren.
- Shkodrasee & Umgebung: Der größte See des Balkans lädt zu Ausflügen in die Orte Shiroka und Zogaj ein. Hier kann man Boot fahren, Vögel beobachten oder einfach die Ruhe genießen.
- Rruga Kole Idromeno: Die Fußgängerzone im Zentrum mit italienischem Flair, Cafés, Galerien und Boutiquen – ideal zum Flanieren, auch wenn der Kontrast zwischen Tourismus und Armut spürbar bleibt.






Shkodra ist eine Stadt der Kontraste. Zwischen historischen Highlights und sozialer Realität, zwischen Schönheit und Schatten. Uns hat die Stadt nicht gefallen – aber sie hat uns bewegt.
Fazit Albanien
Als wir unsere Reise durch Albanien planten, wollten wir mehr erfahren über dieses Land, das oft als „arm, aber schön“ beschrieben wird. Ein Land, das lange isoliert war, das heute Beitrittskandidat der Europäischen Union ist und sich auf den Weg gemacht hat, Teil der europäischen Gemeinschaft zu werden. Wir wollten sehen, was davon spürbar ist – in den Städten, auf den Straßen, bei den Menschen.
Shkodra gilt als kulturelles Zentrum des Nordens, als Tor zu den Albanischen Alpen, als „Schlüssel Albaniens“ – symbolisch dargestellt durch das überdimensionale Schlüsseldenkmal im Kreisverkehr. Doch hinter dieser Symbolik verbirgt sich eine Realität, die komplexer ist.
Albanien ist ein Land der Gegensätze. Es gibt Fortschritt – neue Straßen, renovierte Stadtzentren, wachsenden Tourismus. Aber es gibt auch viel zu tun: soziale Ungleichheit, Armut, fehlende Infrastruktur. Der Weg in die EU ist kein Selbstläufer, sondern eine Herausforderung, die Geduld und echte Veränderung braucht.
In der kurzen Zeit, die wir hatten, haben wir viel gesehen. Viel Schönes, viel Bewegendes, manches Erschütternde. Vielleicht ist das die ehrlichste Form von Reiseerfahrung: nicht nur Postkartenmotive sammeln, sondern verstehen und ein Land wirklich erleben – mit all seinen Schattenseiten.
Albanien ist im Aufbruch. Und wir waren mittendrin.