Im Tessin

Im Tessin

Hermann Hesse über seine Wahlheimat Tessin

Der Nobelpreisträger Hermann Hesse hatte Tessin im Herzen. Er war von der Kultur fasziniert, liebte das Land und die einfachen Leute.
«Hier scheint die Sonne inniger… Nie aber habe ich so schön gewohnt wie hier im Tessin…»

Ostern im Tessin

Auch wir wollen in die Sonnenstube der Schweiz. Es ist Ostern. Zeit, um unterwegs zu sein. So denken viele andere auch. Wir begegnen auf unserer Tour viele Wohnmobilisten und andere Reisende. Donnerstag Abend geht es los. Erst einmal nach Uri und übernachten. Karfreitag geht es weiter ins Tessin.

Staumauer, Weltrekord und James Bond

Wir fahren ins Verzasca-Tal. Der Taleingang besteht aus einer 220 Meter hohen Staumauer, die den Flusslauf der Verzasca blockiert und in den Vogorno Stausee leitet. Im Film «Golden Eye» beginnt die Eröffnungsszene mit einem waghalsigen Sprung. Der Stuntman stellte damals einen Weltrekord auf. Es war der höchste Bungee-Sprung in der Filmgeschichte.

Verzasca-Tal

Das Verzasca-Tal hat viel mehr zu bieten. Ein wildes Tal, eingebettet in eine Bergwelt, die zum Wandern und Biken einlädt. Es ist ein Eldorado für alle Naturliebhaber. Jeder kommt hier auf seine Kosten: Bergwanderer, Mountainbiker, Kanuten und Taucher. Aber auch Reisende mit Kind.

Nach dem Besuch der Staumauer fahren wir weiter den Berg hinauf. Neben uns plätschert der wilde Fluss Verzasca. Er entspringt am über 2800 Meter hohen Pizzo Barone. Unser Ziel ist die erste Siedlung am Flusslauf: Sonogno, ein ursprünglicher Ort auf 918 Metern Höhe.

Auf unserer Fahrt sehen wir immer wieder die typischen Häuser, gebaut aus grauen Steinen und Steinplattendächern. In dieser schönen Gegend könnten wir mehr als nur ein paar Tage verbringen. Aber so viel Zeit bleibt uns nicht. So genießen wir jede Minute und das Wetter ist auf unserer Seite.

Sonogno – der letzte Ort des Verzasca-Tals

Für den motorisierten Verkehr ist in Sonogno Endstation. Wir parken auf einem kostenpflichtigen Stellplatz am Rande von Sonogno, das letzte Dorf des Verzascatals.

Der ursprüngliche Tessiner Ort ist Ausgangspukt für viele Touren. Wir schlendern durch enge Gassen, verweilen an der Piazza und schauen zu, wie das Brot in den Holzofen geschoben wird. Die ein oder andere heimische Köstlichkeit packen wir in unseren Rucksack: Salami, Ziegenkäse und natürlich das frische, im Holzofen gebackene Brot.

Wir verlassen das urige Dorf und gehen am Fluss spazieren und entdecken…

… eine Schlange, die sich in der Sonne wärmt, bis sie durch unsere Schritte aufgeschreckt wird und unter einen Stein verschwindet.

… einen Ölkäfer

…Salamander und so einiges mehr…

Wanderung Cascata della Froda

Wir wandern zum Wasserfall Cascata della Froda (955 Meter ü. M.). Ausgangspunkt ist Sonogno. Die Sonne brennt wie im Sommer und wir laufen über Schnee. Es heißt, im Verzascatal vereinen sich alle Klimazonen. Wir können dem zustimmen: Auch wir erleben Frühling, Sommer und Winter.

Wir entscheiden uns für den steinigen Weg. Kinderwagentauglich ist dieser Weg nicht. Aber wer genug Kraft mitbringt, kann ihn auch einen Teil der Strecke tragen. Es gibt aber auch eine asphaltierte Straße gegenüber dem Flussbett, die für Fahrrad und Kinderwagen geeignet ist.

Am Wasserfall bestaunen wir das beeindruckende Panorama. Vor uns fällt das Wasser etwa 80 Meter in die Tiefe. Einen Moment verweilen. Kleine Wassertröpfchen der Gischt im Gesicht spüren und die Seele baumeln lassen. Das kleine Paradies genießen.  

Tessiner Geschichte

Um das Jahr 1800 marschierten in das Gebiet die Truppen von Napoleon ein. Die Schweizer Eidgenossenschaft bestand damals aus einem Staatenbund mit 19 gleichberechtigten Kantonen. Seit 1803 gehört der Sehnsuchtsort mit mediterranem Flair nun auch dazu. Der Kanton südlich des Gotthards erhielt seinen Namen nach dem Fluss Ticino.

Bis Ende des 19. Jahrhunderts galt Tessin als das Schweizer Armenhaus. Wegen des kargen, felsigen Bodens und den steilen Hängen waren Ackerbau und Viehzucht kaum möglich. Es kam immer wieder zu Hungersnöten.

Mit dem Bau des Gotthard-Eisenbahntunnels änderten sich die Lebensbedingungen der Tessiner Bevölkerung. Viele Arbeitsplätze wurden geschaffen. Die Gotthardbahn förderte außerdem den Tourismus.

Mehr über das Tessiner Leben in Armut lest ihr im Jugendroman «Die schwarzen Brüder».

Literaturempfehlung

Wer nicht nur in die Idylle eintauchen, sondern mehr über die Geschichte der Tessiner Bauern erfahren möchte, dem lege ich ein Jugendroman ans Herz: «Die schwarzen Brüder» von Lisa Tetzner.

Die Geschichte beginnt und endet im Valle Verzasca. Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts schickten arme Bauernfamilien ihre Kinder als Kaminfeger nach Mailand. Dort arbeiteten sie teilweise mit nackten Händen, um den Ruß zu entfernen. «Die schwarzen Brüder» hielten zusammen und wehrten sich gegen ihr Elend. Die packenden Abenteuergeschichten der Kaminfegerjungs werden anhand der wahren Geschichte des kleinen Giorgio erzählt.

Zwischenstopp Bellinzona

Mittagspause in Bellinzona mit Pizza und Eis. Wir lassen uns die Sonne ins Gesicht scheinen, bis wir weiterfahren. Nach Graubünden in die Berge. Nach Juf.

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