Gaziantep
Wir erreichen Gaziantep, stellen das Wohnmobil auf einen bewachten Parkplatz und machen uns zu Fuss in die Stadt.
Stellplatz: N37°4’5.05″ E37°22’30.98″
Überall Polizisten
Polizisten, Soldaten mit einem Gewehr, die Hand am Abzug. Wir gehen an ihnen vorbei, fühlen uns beobachtet. Polizeiautos und Krankenwagen stehen am Strassenrand. Dunkle Limousinen biegen auf das Areal vor dem grossen Gebäude.
Wir gehen über die Strasse und schauen auf eine Theatergruppe, die in traditionellem Gewandt eine kurze Tanz- und Musikeinlage zeigt. Eine politische Delegation steht am Eingang des Kongress- und Kunstzentrums. Die Show endet mit einem kurzer Applaus. Der Tag ist durchgeplant. Hinter verschlossenen Türen treffen sich Politiker zum zweiten türkisch-arabischen Wirtschaftsgipfel. Das Ziel ist die Stärkung der gegenseitigen Handels- und Wirtschaftsbeziehungen. Der Finanzminister Nureddin Nebati wird später den türkischen Journalisten eine Kurzzusammenfassung geben.
kulinarische Köstlichkeit auf der UNESCO Liste
Wir gönnen uns eine Kostprobe kulinarischer Köstlichkeiten in einem Restaurant gegenüber dem Kongress- und Kulturzentrum. Als die Delegation im Inneren des Gebäudes verschwindet, eilen Sicherheitsbeamte in zivil über die Strasse und setzen sich an einen Tisch. Mittagspause.
Die Stadt ist für sein traditionelles Essen über seine Landesgrenze hinaus berühmt. In Paris überzeugte eine Delegation aus Gaziantep das Gremium aus UNESCO-Experten und externen Fachleuten. Sie schaffte es auf die Liste mit ausgewählten Köchen unter der Schirmherrschaft der Bürgermeisterin Fatma Şahin.
“Gaziantep hat in seiner eigenen Branche einen Nobelpreis erhalten. Nun ist es offiziell, die Gazianteper Küche gehört heute zu den wichtigsten und köstlichsten Küchen der Welt.“
Bürgermeisterin Şahin
kulinarisches Museum
Gaziantep verfügt über ein kulinarisches Museum mit der Darstellung verschiedener türkischer Gerichte und ihre Zubereitung. Es werden arabische, kurdische und türkische Traditionen kulinarisch perfekt in Delikatessen umgewandelt. Wir entscheiden uns in die zahlreichen Cafés und Gaststuben einzukehren und das Essen vor Ort zu geniessen. Die traditionelle Küche ist sehr vielfältig. Eine Gaumenfreude, die wir mit allen Sinnen erleben möchten und nicht ihre Theorie im Museum nachgehen.
Antep-Pistazien, Baklava und vieles mehr
In der Türkei sind die Antep-Pistazien bekannt und Bestandteil der Baklava-Füllung. Auch wir bestaunen die Auslage mit Baklava, setzen uns an einen kleinen Tisch und geniessen die süsse Delikatesse. Unser Blick wandert jenseits der Strasse auf den Hügel Tel Halaf. Hier thront majestätisch die Burg aus dem 11. Jahrhundert.
Die Zitadelle über der Stadt
An diesem Ort standen in der Antike bereits Befestigungsanlagen. Wir machen uns auf dem Weg und kommen der Zitadelle immer näher. Eine kleine, in sich geschlossenen Festung. Nach einem feindlichen Angriff diente sie als Rückzugsort und letzter Widerstand der Stadt. Nach einem kleinen Fussmarsch bergan, stehen wir mit anderen Besuchern in den dunklen kühlen Räumen. Die Ausstellung zeigt Teile der Geschichte des Landes.
Wir steigen eine Wendeltreppe hinauf auf das Dach und blicken über die sechstgrösste Stadt der Türkei. Sie war ein wichtiger Knotenpunkt der Seidenstrasse, von alters her ein bedeutendes Handelszentrum.
Handwerkskunst, Industrie und Zoologischer Park
Heute ist Gaziantep in der Türkei führend in den Bereichen des Textil-, Lebensmittel- und Chemiesektors. Die Stadt blickt auf eine alte Geschichte des Handwerks zurück. Die bedeutende Kupferschmiedekunst kann in den kleinen Werkstätten an der Strasse unterhalb der Zitadelle bestaunt werden.
In Gaziantep gibt es auch einen Zoo, einer der grössten in der Türkei und in Europa. Der Besuch eines zoologischen Parks lehnen wir ab. Wir möchten mehr von der Stadt sehen, in ihre alte Geschichte eintauchen und lokale Köstlichkeiten kennenlernen. Unsere Urlaubstage sind begrenzt. So viel mehr könnten wir in Augenschein nehmen. Es ist nur ein Bruchteil in der Vielfalt der Kultur und den Zeugnissen der Vergangenheit des Landes, den wir bestaunen können.
Geschichte der Stadt
Nach Archäologischen Ausgrabungen erschienen in dieser Region die ersten Siedler zu Beginn des vierten Jahrtausends vor Christus. Die Gegend um Gaziantep wurde von verschiedenen Eroberern beherrscht. Mit dem Aufstieg des Osmanischen Reiches blühte die Stadt auf. Zahlreiche Moscheen und Badehäuser entstanden. Wir möchten die Geschichte hinter den berühmten türkischen Hammam kennenlernen und treten ein in das Gaziantep Hammam Museum.
Gaziantep Hammam Museum
Ein schönes Beispiel osmanischer Badearchitektur. Der Gebäudekomplex wurde von Lala Mustafa Pasha im 16. Jahrhundert erbaut und diente viele Jahre als Pasha-Bad. Nach der Restaurierung wird die Gaziantep Badekultur im Rahmen eines Museums am Leben erhalten. Das Badehaus ist originalgetreu ausgestellt. Badebräuche werden dem Besucher nähergebracht. Badeutensilien und die verschieden temperierten Abschnitte des Hammam werden gezeigt und mit Skulpturen erklärt.
Bedeutung des Stadtnamens
Einige vermuten, Antiochia ad Taurum, auf dem Gebiet Gaziantep. Sie war eine hellenistische Stadt im alten Syrien.
Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges war Gaziantep Teil des Osmanischen Reiches und hiess Ayintap (arabisch: “ein guter Frühling”). Eine Umbenennung der Stadt erfolgte 1921 zu Ehren der Tapferkeit der Stadtbewohner, die sich gegen die Besatzungsmacht Frankreich auflehnte. Mustafa Kemal lobte den ruhmreichen Widerstand. Dem ursprünglichen Ayintab wurde das Präfix Gazi (türkisch für «Veteran, ehemalige Soldaten») hinzugefügt. Sieben Jahre später nennt sich die Stadt Gaziantep.